Integriertes Energie- und Klimaschutzkonzept der Landeshauptstadt Dresden
a) Zielstellungen in verschiedenen politischen Ebenen, prinzipielle Umsetzungswege und übergeordnete Rahmenbedingungen - Die Landeshauptstadt Dresden beabsichtigt, den Auftrag für die Erarbeitung eines Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzeptes unter dem Leitthema "Dresden auf dem Weg zu höchster Energieeffizienz" zu erteilen. Das zu erarbeitende Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept (IEuKK) soll in erster Linie dazu dienen, eine konkrete energiepolitische Strategie für die Stadt oder Region zu formulieren, Wege in eine nachhaltige Energieversorgung aufzuzeigen sowie deren Umsetzung vorzubereiten. Als langfristiges Ziel wird eine Verminderung der Treibhausgasemissionen auf ein nachhaltiges Niveau von 2,5 t CO2-äq pro Einwohner und Jahr angestrebt.
Dieser Wert umfasst alle aus dem Energieverbrauch resultierenden Emissionen verschiedener Verbrauchssektoren. Hierzu zählen die Haushalte, der gesamte Verkehr (einschl. Flugverkehr) der Dresdner Bevölkerung nach dem "Inländerprinzip", Gewerbe, Handel, Dienstleistungen sowie Industrie (einschl. der Erzeugungs- und Verteilungsanlagen). Weiterhin sind die aus den Aufwendungen in der Prozesskette für die Energiebereitstellung resultierenden Emissionen zu berücksichtigen. Der bilanzierte Emissionswert ist auf die Gesamtzahl der Einwohner mit Hauptwohnsitz in der Landeshauptstadt Dresden (LH DD) zu beziehen. Das strategische Ziel geht auf die freiwillige Selbstverpflichtung der Klima-Bündnis-Städte und Gemeinden (Klima-Bündnis der europäischen Städte mit indigenen Völkern der Regenwälder/Alianza del Clima e.V.) zurück. Da auch die Bundesregierung im aktuellen Energiekonzept eine CO2-Reduktion von 80-95 % bis 2050 anstrebt, soll das 2,5-Tonnen-Ziel für Dresden ebenso bis zu diesem Zeitpunkt erreicht sein. Als Hauptziel ist eine Senkung der CO2-äq-Emissionen um 10 % alle 5 Jahre bis zum Jahr 2030 vorgegeben. Die Grundlage bildet das Ausgangsjahr 2005. Damit müssen die CO2-äq-Emissionen bis zum Jahr 2030 um weitere ca. 40 % gegenüber heute reduziert werden.
Dieses mittelfristige Ziel leitet sich ebenfalls aus den Festlegungen des Klima-Bündnisses aus dem Jahr 2006 ab. Als Hauptweg soll die Steigerung der Energieeffizienz in der Erzeugung, in Transport Verteilung sowie bei der Energieanwendung beschritten werden. Die vorhandene Infrastruktur ist bestmöglich in die Entwicklung zu integrieren. Erreicht werden soll ökonomisch und ökologisch sinnvolle Balance zwischen zentraler und dezentraler Versorgung. Für die künftige Verbrauchsentwicklung sind umfangreiche Untersuchungen nach Pkt. d) vorzunehmen, um die kurz-, mittel- und langfristig erschließbaren Einsparpotenziale zu ermitteln. Die Reduktionsbeiträge der einzelnen vorgenannten Verbrauchssektoren sind vom Gesamtziel her abzuleiten, wobei im Rahmen der Konzepterstellung ein Interessenausgleich unter den Akteuren (insbesondere denen der Stadtverwaltung) erreicht werden soll. Für den Zeitraum bis 2020 sind konkrete Umsetzungsmaßnahmen zu erarbeiten. Der zugehörige Finanzbedarf ist zu ermitteln. Der Zeit- und Maßnahmenplanung sind klare Kompetenzzuweisungen zuzuordnen. In der Perspektive zum Jahr 2030 hin sollen strategische Vorschläge unterbreitet werden, ob und wie eine Ersatzinvestition für das Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerk an der Nossener Brücke vorgenommen werden sollte. Diese Vorschläge müssen sich wirtschaftlich und klimapolitisch in die Strategie des zu erstellenden IEuKK einfügen. Die hierfür notwendigen Umsetzungsmaßnahmen sind aus den bis 2020 reichenden detaillierten Ansätzen fortzuentwickeln und zu ergänzen. Die zu verfolgende Energie- und Klimaschutzstrategie ist zunächst auf das Jahr 2030 auszurichten und hat den übergeordneten Vorgaben der Europäischen Union, der BRD sowie des Freistaates Sachsen (ein sächsisches Energiekonzept ist noch für 2011 angekündigt) zu entsprechen. Die zu erarbeitenden kommunalen Ansätze sind aus diesen Vorgaben abzuleiten und düfen diese nicht konterkarieren.;b) Fernwärme- und KWK-Perspektiven: Ein besonderer Schwerpunkt der Untersuchungen wird in folgender strategischer Ausrichtung und in einem sektorübergreifenden Untersuchungsansatz gesehen: Das IEuKK soll darstellen, wie sich die bestehende Infrastruktur, insbesondere in der Fernwärmeverteilung und -erzeugung, weiterentwickeln kann. Esstellt sich die Frage, welche Erzeugungskapazitäten nach 2030 erforderlich sind und wie die Netzstrukturen beschaffen sein sollten, wenn mit einer permanenten Verbesserung der energetischen Gebäudeeffizienz hinsichtlich des Heizenergiiebedarfs zu rechnen ist. Es ist aufzuzeigen, wie die zentrale Versorgungsstruktur durch und im Einklang mit dezentralen Ergänzungen entwickelt und wettbewerbsfähig gehalten werden kann. Neben kleinen KWK-Anlagen sind v.a. die Einbindung der Geothermie und thermischer Solaranlagen zu betrachten. Auch hier sind die demografischen sowie sozio-ökonomischen Trendannahmen nach d) zu berücksichtigen.
Die Einflussmöglichkeiten einzelner Geschäftsbereiche der Verwaltung und der Versorgungsunternehmen sollen ausführlich dargestellt und konkrete Umsetzungsmaßnahmen für die KWK-Entwicklung vorbereitet werden. c) Einsatz nachwachsender Rohstoffe: Im Rahmen des zukünftigen Einsatzes erneuerbarer Energien für die LH Dresden ist eine Potenzialanalyse vorzunehmen. Hierbei soll der Schwerpunkt der Untersuchung in der Verfügbarkeit nachwachsender Rohstoffe zur energetischen Nutzung und deren Erschließbarkeit liegen. Dabei ist die Konkurrenzsituation der Landwirtschaftsflächen zur weiterhin notwendigen inländischen Nahrungsmittelproduktion zu berücksichtigen. d) Sozio-ökonomische Eingangsgrößen und Trendentwicklungen: In der Ausarbeitung einer kommunalen Entwicklungsstrategie sind vorhandene sowie künftige ökonomische, demografische und sozio-ökonomische (insbesondere Alters-, Sozial- und Einkommensstruktur) sowie ökologische Rahmenbedingungen und Verhältnisse zu analysieren und in der Untersuchung zusammenzuführen. Zu beachten sind u.a. sich verändernde Energiepreise v.a. durch Verknappungstendenzen, z.B. bei Rohöl. Diese Eingangsgrößen sind in ihrer Wirkung insbesondere auf den künftigen Wohnraum- und den daraus resultierenden Energiebedarf zu betrachten. Die mikro- und makroökonomischen Trends sind als Basisdaten für den künftigen Energieeinsatz vom Auftragnehmer nachvollziehbar zu entwickeln, bzw. es sind begründete Annahmen zu treffen. Diese Daten können nur bedingt vom Auftraggeber geliefert oder vorgegeben werden. e) Wirkungsebenen und Kommunikation: Das Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept muss die verschiedenen Akteursebenen und Zielgruppen berücksichtigen, für die jeweils unterschiedliche Ausgangslagen, Funktionen und Motivationen bestehen. Da die oben formulierte langfristige Zielstellung und das Hauptziel für die separaten Zielgruppen sehr abstrakt sind, sollen sie weiter untergliedert und so detailliert werden, dass für jeden einzelnen Akteur ein angemessenes Unterziel definiert werden kann. In entsprechenden Szenarios ist darzulegen, wie diese Ziele erreicht werden können. Eine zentrale Rolle soll dem Thema "höchste Energieeffizienz" zugeschrieben werden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Entwicklung von zukunftsfähigen Strukturen für die Energieversorgung. Vor allem sind Nachhaltigkeitskriterien, getrennt nach ihren Wirkungen auf die Umwelt (insbesondere Ressourcen, Flächen, Klima/Luftqualität), für die Wirtschaft (v.a. Versorgungssicherheit und Preiswürdigkeit) und für die Gesellschaft (u.a. soziale Gerechtigkeit und Sicherheit) zu berücksichtigen und wesentliche Akteure, vor allem im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Dresden, zu involvieren. Das gesamträumliche kommunale Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept sollte aus mehreren teilräumlichen bzw. sachlichen Teilkonzepten bestehen.
Teilkonzepte sind aus dem Rahmenkonzept heraus zu entwickeln.
Im Verkehrsbereich sind Maßnahmen zu Verkehrsvermeidung und -verlagerung sowie Anreize zur Nutzung des ÖPNV und mögliche Verbesserungen der Energieeffizienz in das Gesamtkonzept einzubeziehen. Die Bearbeitung soll in enger Abstimmung mit dem Lehrstuhl für Verkehrsökologie der Technischen Universität Dresden erfolgen, welcher die verkehrsplanerischen Fragestellungen federführend bearbeitet. Der Auftragnehmer hat die Zusammenführung und Gesamtkoordination der verschiedenen Teilbereiche des Konzeptes zu übernehmen und die Ergebnisse in eine Gesamtbetrachtung einfließen lassen. Die Gesamtaufgabe umschließt ebenfalls die Erstellung eines detaillierten Kommunikationskonzeptes (u.a. für die Öffentlichkeitsarbeit nach der Konzepterstellung). Das IEuKK soll nach innen die Herstellung der Verbindlichkeit von Zielen und Maßnahmen in der Stadtverwaltung beinhalten, nach außen auf die Einbindung der Interessen von unterschiedlichen Akteuren, Bürgern, NGOs und Unternehmen zielen. f) Grundlagen: Es wird erwartet, dass im Rahmen des Projektes die genannten Themengebiete von Experten des Bewerbers in den folgenden Fachbereichen bearbeitet werden: Energieversorgung auf Basis konventioneller Technologien mit dem Schwerpunkt der Betrachtung von Systemen der Kraft-Wärme-Kopplung; Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien, insbesondere Ermittlung und energetische Nutzung des Biomassepotenzials in einer größeren Region; Reduzierung der Energienachfrage, insbesondere unter dem Aspekt einer verstärkten energetischen Gebäudesanierung; Entwicklung der Netzinfrastruktur im Energiebereich; Konzepterstellung für Stadtplanung und Raumentwicklung; nachhaltige Verkehrsplanung; Organisationsberatung zur Umsetzung kommunalpolitischer Ziele; Moderation und Kommunikation mit Akteuren und Bürgern. Es wird in allen Bereichen nicht nur entsprechendes Fachwissen erwartet, sondern auch die Fähigkeit, dialogorientiert zu arbeiten sowie innovative Strategien zu formulieren und in praxisnahe Maßnahmen umzusetzen. In der Bearbeitung kann auf Vorarbeiten der Landeshauptstadt Dresden im Bereich des Klimaschutzes zurück gegriffen werden. Die Berichte aus dem Jahr 2004 und 2008 zum kommunalen Klimaschutz können auf der Webseite der Stadt unter
http://www.dresden.de/de/08/03/14/c_01.php abgerufen werden. In Ergänzung dessen werden zur Auftragsbearbeitung ein Wärmekataster und Potenzialanalysen für den Fernwärmeausbau der DREWAG Stadtwerke Dresden GmbH zur Verfügung gestellt. Eine Erhebung der Potenziale für die Nutzung der Geothermie und eine Solardachanalyse befinden sich in Vorbereitung. Das Vorhaben wird im Rahmen der Klimaschutzinitiative von der Bundesregierung gefördert. Die entsprechenden Richtlinien zur Erstellung kommunaler Klimaschutzkonzepte sind zu berücksichtigen und inhaltlich umzusetzen (vgl. Merkblatt des BMU "Erstellung von Klimaschutzkonzepten" vom 1.12.2010, Seite 5).
Deadline
Die Frist für den Eingang der Angebote war 2011-03-17.
Die Ausschreibung wurde veröffentlicht am 2011-02-10.
Anbieter
Die folgenden Lieferanten werden in Vergabeentscheidungen oder anderen Beschaffungsunterlagen erwähnt:
Wer?
Wie?
Wo?
Geschichte der Beschaffung
Datum |
Dokument |
2011-02-10
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Auftragsbekanntmachung
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2011-09-26
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Bekanntmachung über vergebene Aufträge
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