Verhandlungsverfahren mit vorgeschaltetem, EU-weitem Öffentlichen Teilnahmewettbewerb, Stadtteilmanagement "Soziale Stadt Rothenditmold", Kassel
Die Stadt Kassel ist mit dem Fördergebiet Rothenditmold am 11.11.2010 in das Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die Soziale Stadt" aufgenommen worden. Mit dem Förderprogramm sollen in benachteiligten Stadtteilen negative Entwicklungstendenzen in städtebaulicher, sozialer und ökonomischer Hinsicht aufgehalten und nachhaltig umgekehrt werden. Dabei wird insbesondere auf die Kooperation der Gebietsakteure des öffentlichen, privaten und auch zivilgesellschaftlichen Bereichs sowie auf die Bündelung vorhandener Ressourcen Wert gelegt.
Das Fördergebiet "Soziale Stadt Rothenditmold" umfasst weitgehend den Stadtteil Rothenditmold und Verflechtungsbereiche zu den Stadtteilen Mitte und Nord-Holland mit einer Größe von insgesamt ca. 210 ha und mit etwa 8 100 Einwohnern.
Das Fördergebiet ist heterogen strukturiert: es gibt einerseits stark verdichtete Wohngebiete mit einem hohen Anteil älterer sanierungsbedürftiger Gebäude mit mangelhaften Außenanlagen, andererseits eingestreute aufgelockerte und durchgrünte Quartiere. Größere Verkehrsbrachen und gewerbliche Flächen, teilweise untergenutzt oder leer stehend, prägen das Fördergebiet. Fehlende stadträumliche Qualitäten, Zerschneidung des Stadtteils durch hoch belastete Verkehrsachsen und zum Teil schlechte Erreichbarkeit der stadtteilübergreifenden Grünzüge sind zu verzeichnen.
Die fehlende bzw. mangelhaften wohnungsnahen Versorgungs- und Freiflächenangebote, insbesondere für die Zielgruppen Kinder, Jugendliche, Frauen, Migranten, ältere Menschen führen zu hoher Fluktuation.
Es besteht eine hohe Arbeitslosenquote mit hohem Anteil an ausländischen Arbeitslosen. Gestörte oder sozial belastete Familiensituationen führen zu Schwierigkeiten bei Kindern und Jugendlichen, ablesbar an Kita- und Schulproblemen, hoher Jugendkriminalität. Ein überproportionaler Teil der Einwohner lebt von Leistungen des SGB II (einschließlich Sozialgeld). Jedes zweite Kind in Rothenditmold wächst im Leistungsbezug des SGB II auf. In einigen Bereichen besteht Alkohol- und Drogenmissbrauch mit den entsprechenden Folgeproblemen. Haushalte Alleinerziehender mit Kindern unter 13 Jahren liegen in Rothenditmold deutlich über dem städtischen Durchschnitt. Viele der Alleinerziehenden haben sich entschieden, aufgrund der günstigen Mieten in diesen Stadtteil zu ziehen. Sie sind dort jedoch nicht beheimatet oder sozial intensiv eingebunden. Das Fehlen eines stabilen sozialen Netzes erschwert es den Frauen, Kind und Erwerbsarbeit zu vereinbaren.
Im Rahmen des europäischen Strukturfonds gemäß Ziel 2 wurde im Jahr 2001 eine Masterplanung für Teile des Fördergebietes mit dem Ziel der Reaktivierung aufgegebener oder untergenutzter Gewerbe-, Industrie- und Verkehrsflächen verabschiedet. Aus dieser Planung gingen ab 2001 die Vorbereitenden Untersuchungen für die Stadtsanierung hervor und bis 2010 wurden geförderte Projekte im Bereich Flächenaktivierung und Wohnumfeld durchgeführt.
Das Fördergebiet liegt im Programmbereich "Lokale Ökonomie". Für den Zeitraum 2011 bis 2013 können mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) Maßnahmen zur Neuansiedlung, Verlagerung oder Standortsicherung kleiner und mittelständischer Unternehmen gefördert werden. Hintergrund der Förderung ist die Überzeugung, dass eine funktionierende lokale Ökonomie neben sozialen und baulichen Maßnahmen eine entscheidende Rolle bei der Revitalisierung von Stadtquartieren spielt.
Begleitende Maßnahmen im sozialen Bereich sind unter anderen die Einrichtung eines Bürgertreffs in Zentrum Rothenditmolds ("Engelhard 7"), ein Familienkompetenzzentrum als Netzwerk für Familien und die Durchführung von Mikroprojekten im Rahmen des Förderprogramms "Stärken vor Ort".
Für die Umsetzung des nun beginnenden Programms Soziale Stadt in Rothenditmold soll ein vor Ort ansässiges, interdisziplinär (Planer, Sozialarbeiter o.ä.) besetztes Stadtteilmanagement eingerichtet werden. Das Stadtteilmanagement soll als zentraler ´Kümmerer’ der Fördergebietsentwicklung dienen. Die Schwerpunkte der zu erledigenden Aufgaben lauten wie folgt:
— Koordination des gesamten Kommunikations- und Abstimmungsprozesses zwischen den beteiligten Akteuren,
— Partizipation, Öffentlichkeitsarbeit und Einbindung bürgerschaftlichen Engagements, insbesondere auch von bisher nicht oder schlecht erreichbaren Bevölkerungsgruppen,
— Gemeinwesenarbeit: Aktivierung lokaler Akteure (inkl. der lokalen Wirtschaft); Initiierung, Aufbau und Begleitung von Projekten zur Vernetzung im Stadtteil, Aktivierung von Bewohnergruppen, Einbindung insbesondere auch von Migranten, Aufbau selbsttragender Strukturen etc.,
— Anlaufstelle für die Belange der Bürger im Rahmen des Programms,
— Unterstützung und Beratung privater Haus- und Grundeigentümer,
— Aufbau eines Leerstandsmanagement,
— Moderation des Stadtteilgremiums, themenbezogener Arbeitskreise, der Stadtteilkonferenzen,
— Unterstützung der Verwaltung; Steuerung, Berichterstattung und Mitwirkung an der Erfolgskontrolle; Ausgestaltung von städtebaulichen Verträgen und Vertragsverhandlungen,
— Zeitplanung für den Gesamtprozess sowie für Einzelprojekte,
— Erstellung von Finanzierungs- und Fördermittelkonzepten,
— Jährliche Aktualisierung und Fortschreibung des noch aufzustellenden integrierten Handlungskonzeptes (der Auftrag für ein integriertes Handlungskonzept soll unverzüglich nach der Vergabe des Stadtteilmanagements erfolgen),
— Projektmanagement: Koordinierung und Umsetzung der in Zusammenarbeit zwischen dem Stadtteilgremium und der Verwaltung entwickelten und zu einem Teil bereits in der Förderung befindlichen Maßnahmen sowie Konkretisierung und Umsetzung der Maßnahmen des künftigen integrierten Handlungskonzeptes.
Deadline
Die Frist für den Eingang der Angebote war 2011-06-03.
Die Ausschreibung wurde veröffentlicht am 2011-04-20.
Anbieter
Die folgenden Lieferanten werden in Vergabeentscheidungen oder anderen Beschaffungsunterlagen erwähnt:
Wer?
Wie?
Wo?
Geschichte der Beschaffung
Datum |
Dokument |
2011-04-20
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Auftragsbekanntmachung
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2011-11-01
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Bekanntmachung über vergebene Aufträge
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