VF/ET 3568 Gegensprechen GS_2

DFS Deutsche Flugsicherung GmbH

Die Deutsche Flugsicherung GmbH, nachstehend DFS genannt, beabsichtigt eine Erneuerung der vorhandenen Gegensprechsysteme (GS-D) an den Niederlassungen München, Langen und ggf. auch Bremen sowie an den zugehörigen Towern und des Referenz-/Schulungssystemes.
Gegensprechen ist für den Fluglotsen zur Sprachkommunikation zwischen Approacharbeitsplätzen im Center, den Towern und Dritten erforderlich und unterstützt die zügige Abwicklung von Starts und Landungen. In schwierigen An- und Abflug-Situationen, wie z. B. beim Parallelbahn-Betrieb, ist das System Gegensprechen für die Lotsen unerlässlich.
Die neue Gegensprech-Lösung GS_2 muss u. a. die folgenden Merkmale besitzen:
(1) Das System muss insbesondere die unterbrechungsfreie, blockierungsfreie Kommunikation ermöglichen, auch bei geplanten Inbetriebhaltungsmaßnahmen, wie Firmware-/ Software-Updates, Systemerweiterung, Parametrierung, usw..
(2) Die Verfügbarkeit der Gegensprechfunktion eines Arbeitsplatzes muss vom Anbieter durch MTBF minimal 100 000 Stunden und MTTR maximal 52 Minuten belegt werden.
(3) Webbasierte, zentrale und standortübergreifende Überwachung, Konfiguration und Administration aller Komponenten aller Gegensprech Systeme.
(4) Systemweite Benutzerverwaltung muss mit sicherer Authentifizierung und einstellbaren Zugriffsrechten ausgestattet sein.
(5) Gegensprechsystem spezifische Anforderungen
5a) Architektur Gegensprechsysteme
Das GS_2 muss pro Center Lokation über zwei getrennte Systeme in zwei unterschiedlichen Gestellräumen verfügen, die untereinander vernetzt sein können. Die GS_2 Arbeitsplätze müssen an die beiden Systeme angeschlossen sein. Beim Aufbau des zweiten GS_2 müssen beide GS_2 untereinander voll vermascht (z.B. E1 ,VoIP) sein. Beim Aufbau des dritten GS_2 müssen die drei GS_2 Systeme untereinander in einem Dreieck vermascht werden. Alle angeschlossenen Arbeitsplätze müssen über alle Standorte hinweg untereinander sprechen können, sowie muss eine Anrufumleitung/ Delegation und Rollentausch untereinander möglich sein.
5b) Skalierbarkeit.
Das GS_2 muss bzgl. der Anzahl der Systeme und Arbeitsplätze frei skalierbar sein.
5c) Vollduplex und Blockierungsfrei.
An allen GS_2 Arbeitsplätzen müssen den Nutzern Vollduplex Sprachverbindungen ohne akustische Rückkopplung zu Verfügung stehen. Der Aufbau der Sprachverbindungen muss ohne Silbenverlust unmittelbar und sehr spontan dem Nutzer jederzeit die blockierungsfreie Durchschaltung von Sprachwegen ermöglichen, auch wenn bereits Vollduplex Sprachverbindungen bestehen.
5d) Diversität zu vorhanden Kommunikationssystemen.
Die Systeminfrastruktur muss gewährleisten, dass die Funktion GS unabhängig von vorhandenen Sprachvermittlungssystemen der DFS ist und die geforderten Verfügbarkeiten/ Kapazitäten einhält (kein single point of failure, z.B. kein gleichzeitiger Ausfall der GS_2 Systeme in den beiden Gestellräumen).
5e) Sprachverarbeitung.
Das GS_2 muss in Hinblick auf hohe Sprachqualität, unmittelbare und spontane Durchschaltzeit des Audio und Datenverkehrs, Minimierung von Verkabelungsaufwand und Leitungskosten in digitaler Form ausgeführt sein. Die Sprachdaten sollen vom GS_2 Arbeitsplatz zum GS_2 Arbeitsplatz volldigital (z.B. TDM/ VoIP) ohne Zwischenwandlung und linear verarbeitet werden.
5f) Normen und Richtlinien.
Das GS_2 muss alle gängige Normen und Richtlinien wie z.B. DIN VDE 0100, BGV A 2, EMV) erfüllen.
5g) Software.
Falls das GS_2 Software im Sinne der EG Richtlinie 482/2008 enthält, ist ein Nachweis zu erbringen, dass die Entwicklung der eingesetzten Software die Anforderungen der EUROCONTROL Recommendations for ANS Software, SAF.ET1.ST03.1000.GUI-01-00, Edition 1.0" oder die Anforderungen gemäß vergleichbarer Standards, wie beispielsweise ED109/DO278, erfüllt. Die Software muss nach SWAL erstellt werden.
5h) Kalt-Warm-Gang Prinzip.
Das GS_2 muss im Gestellschrank (zentrale Einrichtung) nach dem Kalt-Warm-Gang Prinzip aufgebaut sein.
5i) Arbeitsplatzmodule.
GS_2 Arbeitsplatzmodule müssen kundenspezifisch ausgeführt sein. Die Arbeitsplatzmodule sollen aus Lautsprechermodul, Schwanenhalsmikrofonmodul, Regelmodul (für z.B. Helligkeit und Lautstärke), sowie Mastermodul ( TID Ausführung) bestehen. Die Ausführung muss den Vorgaben der DFS entsprechen. Bei der Bedienoberfläche muss ein vom Kunden im Detail veränderbares GUI existieren.
5j) Konfiguration des GS_2 Arbeitsplatzes; Rollenkonzept.
Neben der Delegation muss jedem Arbeitsplatz eine fest definierte Rolle zugeordnet werden. Eine Rolle besteht aus fest definierten Direkttasten zu den Konterparts. Zusätzlich zu der eigenen Rolle müssen am Arbeitsplatz konfigurierte Nebenrollen vom Nutzer geholt oder abgegeben werden können. Bei Nichtbesetzung eines Arbeitsplatzes muss dieser entweder auf einen anderen Arbeitsplatz seine Rolle abgeben, oder ein anderer GS_2 Arbeitsplatz, bei dem diese Rolle konfiguriert ist, muss sich diese Rolle als Nebenrolle holen können. Dies muss mit und ohne Quittierung kundenspezifisch möglich sein.
5k) Übertragungsmedien.
Als Übertragungsmedien für den Anschluss der Arbeitsplätze und zwischen den Systemen untereinander müssen mindestens zwei unterschiedliche Verbindungsarten vorhanden sein:
CAT5, LWL und 2Draht Kurzstreckenmodems. Abgesetzte Arbeitsplätze müssen u.a. über das DFS eigene bundesweite Multiplexernetz angeschlossen werden können.
5l) Sprachaufzeichnung.
Für jedem GS_2 Arbeitsplatz muss Sprachaufzeichnung möglich sein. Der Sprachaufzeichnungsausgang muss direkt am Arbeitsplatz und am zentralen System realisierbar sein. Die Aufzeichnung am Arbeitsplatz wird bevorzugt über VoIP (ED137/4) oder PCM30 realisiert. Die Aufzeichnung am GS_2 System an das Sprachaufzeichnungssystem kann entweder über PCM30 oder über VoIP (ED137/4) realisiert sein, wobei VoIP bevorzugt wird. Bei Veränderung einer Rolle von einem Arbeitsplatz zu einem anderen sollen die Meta Daten für die Sprachaufzeichnung angepasst werden.
5m) Migration.
Zur unterbrechungsfreien betrieblichen Nutzung für die Funktion Gegensprechen ist ein Konzept zur Kopplung zwischen dem neuen Gegensprechsystem GS_2 und dem bestehenden Gegensprechsystem GSD (Hersteller: Drake Ltd/ UK) anzubieten. Die Kopplung muss über mindestens zwei digitale E1-Schnittstellen, mit CAS E&M Signalisierung erfolgen. Der Verbindungsaufbau und das Zustandekommen der Duplexverbindung zwischen 2 Teilnehmern, muss verzögerungsfrei und unmittelbar permanent erfolgen. An dieser Schnittstelle ist abweichend zu Punkt 5e) eine Zwischenwandlung erlaubt.
Die Sprachqualität muss klar und verständlich sein. Es müssen mindestens 60 Sprachkanäle übertragen werden.
5n) Servitierung.
Für das gesamte System muss der Support (Ersatzteil- und Servitierungsgarantie) für alle für die Funktion GS notwendigen Systemteile in Form, Fit und Funktion über den gesamten Lebenszyklus von GS_2 sichergestellt sein (ab letzter Inbetriebnahme 8 Jahre).
Die zu beauftragenden Lieferungen und Leistungen umfassen insbesondere einmalig:
- Erstellung der Feinspezifikation bis 11.2013
- Erstellung ortsunabhängige Systemdokumentation bis 3.2014
- Prototypenabnahme 4.2014
Die zu beauftragenden Lieferungen und Leistungen umfassen insbesondere je DFS Lokation:
- Lieferung aller Komponenten der Gegensprechsysteme
- Fertigungsbegleitung, Meilensteinkontrollen, Werkabnahmen und Endabnahmen
- Installation, Konfiguration, Inbetriebnahme und Abnahme der jeweiligen Systeme
- Integration der GS_2 Systeme in die zentrale Überwachung
- Durchführen von örtlichen Schulungen
- Lieferung von Dokumentations-Unterlagen , wie Projekthandbuch, Hardwaredokumentation, Softwaredokumentation, Ortsspezifische Dokumentation, Schnittstellendokumentation, Kabeldokumentation, Konfigurationsdokumentation, Hardwareänderungsdokumentation, Softwareänderungsdokumentation, Bedienungshandbuch, Bedienungsanleitung Lotse und Kurzbedienungsanleitung Lotse
Die Standorte Langen (Test-/Schulungssystem und operationelles System) und München werden fest beauftragt. Für den Standort Bremen ist der DFS eine Option einzuräumen.
Am Standort Langen (2014) umfasst die Beauftragung u.a. die folgenden Punkte:
1. Test-/ Schulungssystem.
1.1. Beschreibung:
Lieferung, Installation und Konfiguration eines GS_2 Systemkomplexes mit ca. 10 Arbeitsplätzen(Nachbau von zwei gedoppelten Center Systemen, inkl. angeschlossener Arbeitsplätze mit jeglicher Arbeitsplatzanschaltung), dass für die Durchführung von Test-, Schulungs- und Entwicklungsmaßnahmen genutzt werden kann.
1.2. Termine:
Werkabnahme 9.2014,
Endabnahme 11. 2014.
Am Standort München (2015) umfasst die Beauftragung u.a. die folgenden Punkte:
2. Systemkomplex München.
2.1. Lieferung, Installation und Konfiguration eines für die operationelle Nutzung vorgesehenen GS_2 Systems in 2015 mit ca. 70 Arbeitsplätzen (plus eine Option auf bis zu 20 weitere Arbeitsplätze). Die Gegensprecharbeitsplätze werden sowohl im Center München, als auch an den angeschlossenen Towern (Nürnberg, Erfurt, Dresden, Leipzig), sowie deren Vorfeldkontrollen und Regional Flugplätzen installiert.
2.2. Lieferung, Installation, Erweiterung und Konfiguration des Systems zur zentralen und standortübergreifenden Überwachung aller GS_2 Systeme in Langen und den angeschlossenen Centern.
2.3. Termine:
Werkabnahme Januar 2015;
Endabnahme Februar 2015;
Am Standort Bremen (2015-2016) umfasst die Beauftragung u.a. die folgenden Punkte:
3. Systemkomplex Bremen.
3.1. Lieferung, Installation und Konfiguration eines für die operationelle Nutzung vorgesehenen GS_2 Systems in 2016 mit ca 70 Arbeitsplätzen (plus eine Option auf bis zu 20 weitere Arbeitsplätze). Die Gegensprecharbeitsplätze werden sowohl im Center Bremen, als auch an den angeschlossenen Towern (Hamburg, Hannover, Berlin), sowie deren Vorfeldkontrollen und Regional Flugplätzen installiert.
3.2. Lieferung, Installation, Erweiterung und Konfiguration des Systems zur zentralen und standortübergreifenden Überwachung aller GS_2 Systeme in Langen und den angeschlossenen Centern.
3.3. Termine:
Werkabnahme 10.2015;
Endabnahme 1.2016;
Am Standort Langen (2017-2018) umfasst die Beauftragung u.a. die folgenden Punkte:
4. Systemkomplex Langen.
4.1. Lieferung, Installation und Konfiguration eines für die operationelle Nutzung vorgesehenen GS_2 Systems in 2016 mit ca. 90 Arbeitsplätzen (plus eine Option auf bis zu 20 weiteren Arbeitsplätzen). Die Gegensprecharbeitsplätze werden sowohl im Center Langen, als auch an den angeschlossenen Towern (Frankfurt, Stuttgart, Köln, Düsseldorf, Münster), sowie deren Vorfeldkontrollen und Regional Flugplätzen installiert.
4.2. Lieferung, Installation und Konfiguration eines Systems zur zentralen und standortübergreifenden Überwachung aller GS_2 Systeme in Langen und den angeschlossenen Centern
4.3. Termine:
Werkabnahme 10.2017
Endabnahme 1.2018
Bedingungen für Nebenangebote:
Die DFS nutzt zur operationellen Sprachkommunikation zwischen TWR und Approach in den Centern, neben dem Gegensprechsystem auch ein flugsicherungstechnisches Sprachvermittlungssystem (SVS). In Bezug auf die Kommunikation zwischen TWR und Approach stellen das SVS System die Fallbackposition des GS Systems dar.
Abweichend von der Anforderung eines eigenständigen Gegensprech-Systems kann unter der Einhaltung der im folgenden Abschnitt beschriebenen Rahmenbedingungen auch ein davon abweichendes Nebenangebot abgegeben werden.
Nebenangebote unter der Berücksichtigung der temporären oder permanenten Nutzung von bereits vorhandenen Komponenten sind möglich, wenn für die Funktion Gegensprechen die folgenden Bedingungen erfüllt sind und nachgewiesen werden:
1) Eine Störung der primären Funktion SVS darf nicht zu einer Störung der primären Funktion Gegensprechen führen und umgekehrt.
2) Die Systeminfrastruktur muss gewährleisten, dass die Funktion FUFE und GS unabhängig voneinander ihre Verfügbarkeiten/ Kapazitäten einhalten (keinen single point of failure).
3) GS Module (TID) und Arbeitsplatzinterface müssen separat ausgeführt werden.

Deadline
Die Frist für den Eingang der Angebote war 2013-04-17. Die Ausschreibung wurde veröffentlicht am 2013-03-18.

Wer?

Wie?

Wo?

Geschichte der Beschaffung
Datum Dokument
2013-03-18 Auftragsbekanntmachung