16-0046 Sanierungsträger im Sanierungsgebiet Höfe, Stadtmitte Wolfsburg

Stadt Wolfsburg

„Die Höfe“ in Wolfsburg gehören zu den ersten Wohnbauten Wolfsburgs. Sie entstanden in ihren wesentlichen Teilen zwischen 1938 und 1942. Die Siedlung stellt ein seltenes Beispiel nationalsozialistischen Massenwohnungsbaus dar. Die ursprünglich „Wellekamp“ genannte Siedlung markiert darüber hinaus mit ihren rationalen Bautypen im traditionellen Gewand ein bedeutendes Beispiel einer NS-Siedlung im Spannungsfeld zwischen gartenstädtischem Kleinstadtideal und großstädtischem Massenwohnungsbau.
Substanz und Erscheinungsbild des Quartiers haben ihren ursprünglichen Charakter weitestgehend erhalten. Bauten und Freiräume bieten sich daher an, im umfassenden Sinne in Bezug auf die denkmalpflegerischen bzw. gartendenkmalpflegerischen Belange exemplarisch für Vergleichssiedlungen dieser Epoche untersucht und im Hinblick auf veränderte Wohnansprüche und Lebensstile hin weiterentwickelt zu werden. Ein energiesparendes, klimaschonendes und denkmalverträgliches Update der Siedlung kann einen wichtigen Beitrag für die dauerhafte Attraktivität dieses zentral gelegenen innerstädtischen Wohnstandorts leisten.
Das Wohnquartier „Die Höfe“ befindet sich in direkter Nachbarschaft zur Fußgängerzone und Einkaufsstraße Porschestraße, der Hauptschlagader Wolfsburgs, die den östlichen Abschluss des Handlungsbereichs Westliche Innenstadt markiert. Das Quartier umfasst 936 Wohn- und 55 Gewerbeeinheiten. Das vorhandene monostrukturierte Angebot vorwiegend kleiner Wohneinheiten verhindert die wünschenswerte Durchmischung der Einwohnerschaft mit unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen.
Folge dieses einseitigen Wohnungsspektrums ist u. a. ein zu geringes familienfreundliches und altengerechtes Wohnungsangebot. Das in wesentlichen Bereichen halböffentliche Wohnumfeld ist nicht klar geordnet und bietet nur wenige Bereiche mit ansprechender Aufenthaltsqualität.
In „den Höfen“ als Keimzelle der Stadt Wolfsburg sind der Zeitgeist und der Planungsansatz der Stadtgründungsphase in hervorragender Qualität ablesbar und erlebbar. Die Geschlossenheit des Ensembles erfordert daher eine ganzheitliche Sanierungsstrategie, um die Eigenart des Quartiers zu erhalten und diese zukunftsweisend weiter zu entwickeln.
Angesichts des Handlungsbedarfs zur Sicherung der Integrität des Denkmalensembles und den Anforderungen einer zeitgemäßen Sanierung der Gebäude und der Freiflächen stellte die Stadt Wolfsburg 2010 erstmals einen Antrag auf Aufnahme der Höfe in die Städtebauförderung des Bundes, Programmkomponente „Städtebaulicher Denkmalschutz“. Das 2008-2010 erarbeitete „Integrierte Entwicklungskonzept Westliche Innenstadt Wolfsburg IEK“ war die informelle Ausgangsbasis für diese Arbeit, in der auch die grundsätzliche Sanierungsbedürftigkeit des Gebietes begründet wurde. Mit einer umfassenden „Vorbereitenden Untersuchung“ gemäß § 141 (3) BauGB Anfang 2010 wurden die inhaltlichen Grundlagen erarbeitet. Sie umfasste die klassischen Themenfelder Baustruktur, Freiraum, Verkehr und Infrastruktur. Der Antrag wurde seitdem fortgeschrieben, bis im 2. Quartal 2015 die Aufnahme ins Programm erfolgte.
BISHERIGEN MASSNAHMEN
Flankierend zur laufenden Antragstellung wurden seit 2010 weitere Untersuchungen zur Geschichte der Höfe erarbeitet, um den Erkenntnisstand über grundlegende Planungskoordinaten in den Höfen auf eine fundierte und breite Basis zu heben. Damit sind gute Voraussetzungen gegeben, um gezielt und konzeptionell abgestimmt handeln zu können:
Denkmalschutz – Freiraum und Städtebau der Höfe
Bei zwei durchgeführten Untersuchungen stand die Sicherung der historischen Planungsgrundlagen als Ausgangpunkt für eine denkmalpflegerisch stimmige und abgesicherte Herangehensweise an die Sanierung des Quartiers im Vordergrund:
05.2011 Untersuchung zur freiraumhistorischen Bedeutung der Höfe
06.2011 Stadtbauhistorische Untersuchung des Robert-Koch-Platzes und Umfeld
Denkmalschutz – Klimaschutz / Energieeffizienz
Das Pilotprojekt Gustav-Freytag-Straße 1 in den „Höfen“ bekam beim „Klima Kommunal 2010“- Wettbewerb des Landes Niedersachsen eine Auszeichnung. Der Hauptbestandseigentümer der Höfe, die Neuland Wohnungsbaugesellschaft, hat durch ihre Beteiligung als Forschungspartner beim Modellvorhaben des BBSR verdeutlicht, dass ihr die Suche nach beispielhaften baulich-gestalterischen Lösungen für die besondere Herausforderung der konzeptionell nachhaltigen und energetisch sinnvollen Sanierung des historischen Gebäude- und Freiraumensembles der Höfe ein drängendes Anliegen ist.
11.2011 – 03.2012 Forschungsvorhaben „Die Höfe“ (Freiraum / Gebäude) im Modellvorhaben „Gebäudebestand (Energieeffizienz/Denkmalschutz)“ des BBSR
Aufbauend auf den Untersuchungsergebnissen zur Freiraumkonzeption und zu Möglichkeiten der denkmalgerechten energetischen Gebäudesanierung der Höfe konnte die Stadt Wolfsburg 2011/2012 am Modellvorhaben „Gebäudebestand (Energieeffizienz/Denkmalschutz)“ des BBSR teilnehmen. Das Forschungsvorhaben gliederte sich in die beiden Teilprojekte „Freiraum“ und „Gebäude“. Hier konnten zum einen die konstruktiven, bauphysikalischen und haustechnischen Erfordernisse für eine angemessene Modernisierung vertieft untersucht werden. Zum anderen wurden die energetischen Aspekte einer denkmalgerechten Freiraumentwicklung unter quartiersbezogenen Nachhaltigkeitsaspekten betrachtet und Anpassungsnotwendigkeiten an aktuelle Nutzerbedürfnisse herausgearbeitet. Anhand einer 3D-Visualisierung des historischen, des aktuellen und eines möglichen zukünftigen Freiraumkonzeptes können, den Bedürfnissen des heutigen Lebens angepasste und das Denkmalensemble weiterentwickelnde und stärkende Gestaltungsvorschläge nachvollzogen werden, die auf einem eigens erarbeiteten Maßnahmenkatalog nach Handlungsfeldern basieren.
Inhaltlich ergeben sich hieraus für die Höfe grundsätzliche Ziele, die aus dem vorhandenen Bestand an Gebäuden und Freiräumen sowie aus den diesen offensichtlich innewohnenden Entwicklungschancen abgeleitet werden. Dies betrifft i. W.:
Schaffung bzw. Strukturierung von energetischen, ökonomischen und wohnungswirtschaftlichen Rahmenbedingungen zur Bewahrung und Weiterentwicklung dieses bedeutenden Quartiers in seiner historischen städtebaulichen Anlage.
Nachhaltige Stärkung der Wohnungsstrukturen zur Aufrechterhaltung des attraktiven innerstädtischen Wohnungsangebotes (Stichworte: „demografischer Wandel“ und „Barrierefreiheit“).
Aufwertung und Attraktivierung des öffentlichen Raumes sowohl für die Bewohnerschaft (Stichwort: „lebenswerte und gleichzeitig das Ensemble bewahrende Wohnumfelder“) als auch für die Gesamtstadt (Stichwort: „attraktive öffentliche Straßen- und Platzräume“).
Diese grundsätzlichen Ziele sind in einem zweiten Schritt dann zu konkretisieren:
Nachhaltige Erweiterung des Spektrums an Wohnangeboten (Familien, Senioren, etc.) mit behutsamer und abgestufter Anpassung an heutige Wohnstandards.
Sicherstellen eines wohnhygienisch einwandfreien Raumklimas durch die Wahl der passenden Baukonstruktion/Haustechnik.
Energetische Optimierung der Bausubstanz unter Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Belange.
Sichern, Wiederherstellen und Weiterentwickeln des äußeren Erscheinungsbildes der Gebäude und des Wohnumfeldes nach historischem Vorbild unter Berücksichtigung moderner Entwicklungen/Anforderungen (Verkehr, Ver- und Entsorgung, Sozialstruktur, Grünbestand, private und öffentliche Freiräume, Aufenthaltsqualität etc.).
Sanierungsträger Höfe
Durch die Aufnahme in das Bund-Länder-Programm soll die Dienstleistung eines Sanierungsträgers für die Höfe nun erstmals ausgeschrieben werden. Die anstehenden Aufgaben umfassen:
Mieter- und Eigentümerberatung als Quartiersarchitekt/in (ca. 20 %):
Wohnungs- und hausbezogene Eigentümerberatung, Erarbeitung von denkmalgerechten Modernisierungs- oder Sanierungsideen für den Hauptbestand an Gebäuden der städtischen Wohnungsbautochter Neuland und für einige wenige private Immobilieneigentümer (Erstberatung / -skizzen), Information über Förderprogramme und Finanzierungsmodelle, Motivation der Mieter und Eigentümer zur Beteiligung am Sanierungsprozess
Bürger- und Akteursbeteiligung (ca. 20 %):
Vorortpräsens im Sanierungsbüro mit mindestens 3 Stunden/Woche, Information und Einbeziehung der lokalen Akteure, Moderation von Beteiligungsprozessen, Anleitung und Unterstützung von Projektträgern bei der Projektentwicklung sowie Aufbau einer Imagekampagne
Sanierungsträgeraufgaben (ca. 20 %):
Vorbereitung rechtssicherer sanierungsrechtlicher Stellungnahmen sowie juristische Beratung in sanierungsrechtlichen Fragestellungen, Antragsbearbeitung, Fördermittelbearbeitung, Finanzverwaltung, Controlling
Unterstützung der Stadt Wolfsburg (ca. 30 %):
Mitbetreuung von Workshops und Wettbewerben unter Beteiligung der Neuland, privater Eigentümer, Mitwirkung in der verwaltungsinternen Projektgruppe, Geschäftsführung des Sanierungsbeirats, Öffentlichkeitsarbeit im Binnen- und Außenmarketing, Mitwirkung bei der Berichterstattung und Mitwirkung bei Wettbewerbsbeiträgen
Projektentwicklung (ca. 10 %):
Mitwirkung bei Entwicklung neuer Projekte, z. B. der Entwicklung von flexiblen Mieter-/ Nachbarschaftsgärten-Konzepten, Initiierung innovativer und urbaner Nutzungsformen des Gebäudebestandes für veränderte Wohnbedürfnisse, Weiterentwicklung des vorhandenen Maßnahmen-, Zeit-, Kosten- u. Finanzierungsplans, Aufbau und Mitwirkung an der Verfahrensevaluation, Abrechnung von Maßnahmen, Mittelanmeldung / Mittelabruf von der N-Bank
Projekte in der Umsetzung
Für das 1. Programmjahr (2015) stehen 1 500 000 EUR an Sanierungsmitteln zur Verfügung. Ausgehend von den Maßnahmenvorschlägen der VU werden damit in 2015 gefördert:
ein Pilotprojekt im öffentlichen Raum, die Anbindung der Goethestraße an die Fuß- und Radwegeachse südlich der Goetheschule und damit auch die Integration der neuen Wohnbebauung im ehemaligen Goethepark in das Denkmalensemble.
die Beauftragung einer Rahmenplanung für das Sanierungsgebiet mit einem inhaltlichen Umgriff, der auch den nördlichen, nicht als Sanierungsgebiet ausgewiesenen, denkmalgeschützten Bereich der Höfe in die Betrachtungen mit einbezieht.
VERFAHREN
Das Vergabeverfahren ist zweistufig. Zunächst erfolgt ein Bewerbungs-/Auswahlverfahren nach den in der Veröffentlichung und den Teilnahme-/Wettbewerbsunterlagen festgelegten Eignungskriterien (1. Stufe „Teilnahmewettbewerb“). Danach werden in der 2. Stufe alle ausgewählten Bewerber, max. 5, zur Angebotsabgabe aufgefordert und schriftlich zu den Verhandlungsgesprächen eingeladen. Die Bewertung erfolgt nach den in der Einladung genannten Zuschlagskriterien. Der Auftraggeber behält sich mehrere Verhandlungsrunden vor.
Die Vergabe erfolgt stufenweise ohne Rechtsanspruch auf die Beauftragung aller Leistungsstufen. Die Vertragslaufzeit wird bis zum 31.12.2016 begrenzt. Danach kann der Auftrag durch die Inanspruchnahme jährlicher Option (geplanter Projektzeitraum ca. 8 Jahre) von der Stadt Wolfsburg verlängert werden. Dies geschieht immer unter dem Vorbehalt notwendiger Ratsbeschlüsse.

Deadline
Die Frist für den Eingang der Angebote war 2016-03-16. Die Ausschreibung wurde veröffentlicht am 2016-02-11.

Anbieter
Die folgenden Lieferanten werden in Vergabeentscheidungen oder anderen Beschaffungsunterlagen erwähnt:
Wer?

Wie?

Wo?

Geschichte der Beschaffung
Datum Dokument
2016-02-11 Auftragsbekanntmachung
2016-08-04 Bekanntmachung über vergebene Aufträge