Untersuchung des Flugverhaltens des Schwarzstorches im Umfeld bestehender Windenergieanlagen (WEA) im Vogelschutzgebiet Vogelsberg (DE 5421-401) oder angrenzenden Räumen

Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

Ziel ist zum einen ein Wissensaufbau zur Flughöhe des Schwarzstorchs in Abhängigkeit von Witterung, Landnutzung und Aktionsradius während der Hauptaktivitätsphase (Balz-, Brut-, Aufzuchtzeit). Zum anderen soll das Flugverhalten des Schwarzstorchs im Bereich vorhandener WEA spezifiziert werden. Dabei ist eine Gesamtsumme von 100 000 EUR/netto größenordnungsmäßig für den Gesamtzeitraum des Projektes (siehe Ziffer II.3) der Bekanntmachung) einzuhalten. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dieses Projekt unter Haushaltsvorbehalt (auflösende Bedingung) steht. Zur Vermeidung von Interessenkollisionen muss die Neutralität des Auftragnehmers gewährleistet sein.
Erläuterung zur Datenerhebung:
Zur Umsetzung der Aufgabenstellung sind vorliegende umfangreiche und fundierte Untersuchungen der Art (Tagesprotokolle) auszuwerten sowie zusätzlich für bis zu 2 Brutpaare im Umfeld eines be-stehenden Windparks eine Sichtbeobachtung zum Flugverhalten durchzuführen. Untersucht wird in Brutplatznähe (< 3 km Distanz) im Wald und – sofern großräumige Nahrungsflüge erfolgen – über Wald und trockenem Offenland (> 3 km Distanz zum Brutplatz).
Bei der Beschreibung der Landnutzung ist zu differenzieren zwischen den Kategorien Acker (intensiv/extensiv), Grünland (intensiv/extensiv), Laub-, Misch-, und Nadelwald (jeweils jungmittelalt/alt), Gewässer (naturnah/naturfern), sonstigen Nutzungen und Vorbelastungen (z. B. Straßen, Siedlungen, Hochspannungsleitungen, Flächen für die intensive Erholungsnutzung, WEA). Zudem sind während der Untersuchungszeit relevante störende Bewirtschaftungsmaßnahmen (z. B. Waldbewirtschaftung) oder ähnlich bedeutsame Handlungen mit Hilfe von Luftbildauswertungen und Überprüfungen im Rahmen von Vor-Ort-Terminen zu dokumentieren.
Die Witterung ist anhand folgender Einzeldaten zu erfassen: Temperatur, Windgeschwindigkeit, Niederschlag, Sichtweite (jeweils mit Datum und Uhrzeit). Die Daten sollten möglichst im Gondelbereich einer WEA auf einem Standort erhoben werden, der repräsentativ für den betrachteten Teilbereich des Vogelschutzgebietes ist. Der Kontakt zu dem Betreiber geeigneter WEA wird vom Auftraggeber her-gestellt.
Das Flugverhalten im Bereich von bis zu 3 km Entfernung zu WEA wird neben der Flughöhe durch die Flugdistanz zu den WEA (Windpark-Durchflüge / randliche Vorbeiflüge insbesondere in Abhängigkeit der Witterung und Flügelspitzengeschwindigkeit) beschrieben. Dabei festgestellte Kollisionen, Meideeffekte (z. B. großräumiges Umfliegen) an WEA oder ein Nebeneinander von Brutvorkommen und WEA (Nutzung von Nahrungshabitaten abseits der WEA ohne Durch-/Vorbeiflug) sind zu dokumentieren.
Die Flughöhe wird in 3 Kategorien bestimmt: Unterhalb vorhandener Baumkronen (Baumhöhe ist zu ermitteln), knapp oberhalb vorhandener Baumkronen (bis 90 m Höhe über Grund), weit oberhalb vor-handener Baumkronen (> 90m Höhe über Grund). Zur Gutachter-Eichung bei der Höheneinschätzungs-Kategorie > 90 m über Grund ist vom AN ein Vorschlag zu erbringen und in einem Vor-Ort-Termin mit dem AG sowie den an der Untersuchung mitwirkenden Naturschutzdienststellen näher abzustimmen. Zusammen mit der Flughöhe ist die jeweilige Flugart zu bestimmen (Thermiksegeln, Ruderflug mit eigener Muskelkraft).
Die Aktionsradien werden in 3 Kategorien ermittelt (max. Distanz ca. 3 km / bis ca. 6 km / > ca. 6 km Distanz zum Horst) und durch Richtungsflug-Darstellungen kartografisch dokumentiert.
Insgesamt sind bei einer täglichen Beobachtungsdauer von bis zu 8 Stunden während der Hauptflug-aktivität der Art insgesamt 40 Untersuchungstage vorzusehen. Dabei sollten Tage mit unterschiedlichen Witterungseinflüssen ausgewählt werden (vorrangig Tage mit günstiger Thermikbildung wegen hoher Sonneneinstrahlung und geringer Windgeschwindigkeit; vergleichend vereinzelt Einbeziehung von Tagen mit geringer Sonneneinstrahlung und erhöhter Windgeschwindigkeit). Die Zahl der Beobachter sollte eine belastbare visuelle Beurteilung ermöglichen.
Geeignet für die Untersuchung ist wegen der Nähe bekannter Brutplätze der Art zu bestehenden Windparks der Raum nahe Freiensteinau (s. Anlage). Der Untersuchungsraum muss ggf. in Abhängigkeit der Brutplatzwahl der im Frühjahr zurückkehrenden Schwarzstörche kurzfristig mit den am Projekt beteiligten Naturschutzbehörden modifiziert werden.
Die Daten sind so zu ermitteln und aufzubereiten, dass die zum Zeitpunkt der Flughöhenermittlung vorliegenden Witterungsverhältnisse (ggf. auch störende Landnutzungen) beschrieben werden können. Bei der Datenbankerstellung sind vom AG bereitgestellte weitere Schwarzstorchuntersuchungen (ca. 4 Projekte) einzubeziehen. Sämtliche Daten sind in eine Datenbank einzugeben und in einem Endbericht zusammenzufassen.
Zudem sind insgesamt bis zu 4 Besprechungstermine mit dem AG und für den zu gründenden Projektbeirat aus Vertretern von Naturschutz- und Windenergieverbänden, Fachbehörden, Fachexperten und Wissenschaftsvertretern die Erstellung von Kurzberichten vorzusehen. Der Projektbeirat tagt bis zu 3x. Über ihn soll einerseits eine hohe Transparenz bei der Durchführung des Projektes für Dritte, andererseits ein möglichst breites Expertenwissen eingespeist werden. Die Kosten für die Einladung von 2 bis 3 Fachexperten sind vom AN zu tragen. Bei Bedarf ist ferner ein Erfahrungsaustausch mit anderen Bundesländern vorzusehen.
Arbeits- und Kommunikationssprache ist deutsch. Die Ergebnisse sind ebenfalls in deutscher Sprache abzugeben. Das alleinige und ausschließliche Nutzungsrecht der erhobenen Informationen sowie der Auswertungen wird an den AG übertragen. Für Daten des Naturschutzes ist § 4 des Hessischen Ausführungsgesetzes zum Bundesnaturschutzgesetz HAGBNatSchG anzuwenden. Der AN hat die tierschutzrechtlichen Voraussetzungen sicherzustellen.
Die Untersuchung läuft ein Jahr (Beginn möglichst im April 2016) plus Berichterstellung.

Deadline
Die Frist für den Eingang der Angebote war 2016-02-29. Die Ausschreibung wurde veröffentlicht am 2016-01-29.

Anbieter
Die folgenden Lieferanten werden in Vergabeentscheidungen oder anderen Beschaffungsunterlagen erwähnt:
Wer?

Wie?

Wo?

Geschichte der Beschaffung
Datum Dokument
2016-01-29 Auftragsbekanntmachung
2016-05-18 Bekanntmachung über vergebene Aufträge