Beschreibung der Beschaffung
Die Innenstadt Ludwigshafens befindet sich im Wandel. Wie in anderen Innenstädten auch, so haben die aktuellen Tendenzen im Handel und Investitionsentscheidungen zugunsten von Standorten außerhalb der zentralen Lagen in der Ludwigshafener City zu vermehrtem Leerstand oder Mindernutzung der Geschäftsimmobilien geführt.
Bereits seit 2006 werden in der Innenstadt vielfache Anstrengungen unternommen, um die-se weiter zu entwickeln. Mit dem unter dem Motto „Heute für Morgen“ stehenden Stadtumbauprozess ist es gelungen, Ludwigshafens Innenstadt mit allen urbanen Funktionen wie Wohnen, Einkaufen, Freizeit und Kultur genießen wieder direkt an den Rhein zu bringen. Hierzu wurde 2006 das Entwicklungskonzept Innenstadt erarbeitet und vom Stadtrat beschlossen. Der öffentliche Raum wurde neugestaltet, Stadtumbau- und Sanierungsgebiete ausgewiesen und zahlreiche private Investitionen in nicht unerheblichem Umfang getätigt. Es erfolgte die Neuausrichtung der City zum Rhein (u. a. durch die neue Rhein- Galerie der ECE sowie die Neugestaltung des Rheinufers mit Grünflächen und einem verbesserten Zugang vom Berliner Platz aus) sowie viele kleinere Maßnahmen wie z.B. das Einrichten eines Innenstadtmanagements von Anfang 2014 bis März 2015. Daneben wurde in die Sanierung wichtiger öffentlicher Kultur- und Bildungseinrichtungen wie z. B. Pfalzbau und Stadtbibliothek investiert.
Dem Entwicklungskonzept Innenstadt Ludwigshafen lagen die Handlungsschwerpunkte
— Zeitgemäßes Erscheinungsbild,
— Öffnung zum Rhein,
— Einkaufen, Arbeiten, Wohnen und Leben in der Innenstadt.
Zu Grunde. Dieses wurde 2016/ 2018 mit der Fortschreibung des Strategiepapiers „Handlungskonzept Innenstadt“ bilanziert und daraus erste Handlungsempfehlungen bzw. Notwendigkeiten zur vertieften Betrachtung der folgenden Punkte abgeleitet:
— Verkehr und Wegeverbindungen,
— Nutzungen,
— Städtebau/Öffentlicher Raum/Öffentliche Gebäude,
— Klima.
Wie sich zeigte, sind darüber hinaus die Handlungsschwerpunkte des Entwicklungskonzepts weiterhin gültig. Außerdem wurde ein Abgrenzungsvorschlag für das Untersuchungsgebiet der vorliegenden Aufgabenstellung erarbeitet. Diese baut auf den Erkenntnissen des Stadtentwicklungskonzeptes aus dem Jahr 2006 auf.
Damals galt es insbesondere die Öffnung der City zum Rhein hin zu unterstützen. Trotz dieser Bemühungen besteht nach wie vor Handlungsbedarf in der Innenstadt. Der anstehende Funktionswandel muss begleitet und zielgerichtet gelenkt werden um trading down Effekte in der City zu vermindern und zukunftsfähige Nutzungen zu etablieren.
Neben dem allgemeinen Strukturwandel ergibt sich in Ludwigshafen noch die Besonderheit der Situation der beiden Hochstraßen. Die Hochstraße Nord wird abgerissen und durch eine ebenerdige Stadtstraße ersetzt werden, hier sind die Planungen bereits weit fortgeschritten und das Planfeststellungsverfahren in Gang gesetzt. Um die Hochstraße Nord bzw. die neue Stadtstraße wird sich ein neuer Innenstadtbereich, die „City West“ entwickeln. Die Hochstraße Süd ist wegen baulicher Mängel und statischer Unsicherheit seit Sommer 2019 gesperrt. Die Möglichkeiten zu Sanierung oder Neubau der Hochstraße Süd werden derzeit untersucht. Dazu werden diverse Varianten zur Neugestaltung der Straße betrachtet.
Insgesamt führt die neue Straßenplanung neben dem Gewinn neuer Bauflächen vor allem auch zu stadträumlichen Verbesserungen. So besteht zum Beispiel die Möglichkeit, den Rathausplatz und den Ludwigsplatz räumlich besser zu fassen. Daneben wird auch die Stadtbahnhaltestelle Rathaus und deren Verknüpfung mit den innerstädtischen Buslinien neu geordnet werden. Zwischen den Stadtteilen Hemshof und Innenstadt wird es neue Verbindungen geben. Ebenso ist geplant, die Grünvernetzung innerhalb der Innenstadt und zwischen Innenstadt und den angrenzenden Stadtteilen weiter auszubauen.
Die Auswirkungen der neuen Stadtstraße sind sowohl aus verkehrlicher Sicht als auch im Hinblick auf Veränderungen und Entwicklungschancen in Bezug auf Städtebau, demografische Entwicklung, Sozialstruktur und Wirtschaftsentwicklung zu betrachten.
Derzeit steht darüber hinaus auch die Zukunft des Rathauses der Stadt Ludwigshafen auf dem Prüfstand. Der Ankauf des Rathauscenters ist zwischenzeitlich erfolgt. Es werden momentan verschiedene Varianten geprüft, ob das Rathaus vollständig saniert und ggfs. zusätzlich ein Erweiterungsbau errichtet werden kann oder ob ein Neubau an gleicher bzw. anderer Stelle erfolgen soll. Die Neugestaltung des Rathauses bietet sowohl in funktionaler als auch in städtebaulicher Hinsicht für das umgebende Quartier eine große Chance. Das Rathaus als wichtiger Anlaufpunkt für alle Bürger*innen der Stadt hat einerseits eine hohe Strahlkraft auf die umliegenden Nutzungen und auch die Straßenzüge in unmittelbarer Nähe. Andererseits sind die negativen Auswirkungen des derzeit erfolgenden und bis zum 31.12.2021 abgeschlossenen Leerzug des Rathauscenters mit einer Verkaufsfläche von derzeit rd. 17 300 qm und möglicher jahrelanger Baustelle an zentraler Stelle der Stadt zu betrachten und aufzufangen.
Auf Basis der erläuterten Rahmenbedingungen und Erkenntnisse gilt es nun, die bestehenden Herausforderungen in der Innenstadt sowie die in der Fortschreibung des Strategiepapiers „Handlungskonzept Innenstadt“ erarbeiteten Handlungsfelder anzugehen. Der Bereich Innenstadt ist Ende 2019 in das Programm Städtebauliche Erneuerung des Landes Rheinland-Pfalz aufgenommen worden.
Hierzu sollen Vorbereitende Untersuchungen gemäß § 141 BauGB mit Bestimmung der Ziele und Zwecke der Sanierung nach § 140 Nr. 3 BauGB mit einer Rahmenplanung nach § 140 Nr. 4 BauGB durchgeführt werden. In enger Verknüpfung hierzu soll ein Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept nach Art. 3 der VV-Städtebauförderung 2020 i. V. m. VV-StBauE 12.5.11 (insb. Ziff. 5.1.1) er-stellt werden.