Beschreibung der Beschaffung
Das Landesmuseum für Vorgeschichte zählt zu den bekanntesten Baudenkmalen und Kultureinrichtungen der Stadt. Es ist das erste Museumsgebäude, das eigens als Museumbau für die prähistorische Archäologie errichtet wurde. Seine Bauzeit fällt in die Jahre 1911 bis 1913 und wurde von dem Architekten Wilhelm Kreis in einem Mix aus Monumentalität und Moderne mit neoklassizistischer Fassade und schlichten, großzügig geschnittenen Tageslichträumen im Inneren ausgeführt. Das Herzstück des dreistöckigen Gebäudes bildet ein 15 m hoher und mit einer Glasdecke bedeckter Lichthof, der von markanten dorischen Säulen und weiten lichtdurchfluteten Umgängen umfasst wird.
Das Landesmuseum sucht für die Raumbildung/Szenografie/Gestaltung, technische Planung, Bauleitung und Bauüberwachung einer Sonderausstellung einen Auftragnehmer.
Gegenstand dieser Ausschreibung sind Grundleistungen i. S. d. § 34 HOAI 2013 (Gebäude und Innenräume) für die Leistungsphasen 1 bis 3 und 5 bis 8 sowie „Besondere Leistungen“ und „Zusätzliche Leistungen“ für Ausstellungsbauten.
Objektplanung Innenräume nach § 34 Abs. 2 HOAI i. V. m. Anlage 10, Ziffer 10.1:
— Leistungsphase 1: Grundlagenermittlung,
— Leistungsphase 2: Vorplanung (Projekt- und Planungsvorbereitung),
— Leistungsphase 3: Entwurfsplanung (System- und Integrationsplanung),
— Leistungsphase 5: Ausführungsplanung,
— Leistungsphase 6: Vorbereitung der Vergabe,
— Leistungsphase 7: Mitwirkung bei der Vergabe,
— Leistungsphase 8: Objektüberwachung (Bauüberwachung) und Dokumentation.
Besondere Leistungen:
— Leistungsphase 7: Prüfen und Werten von Nebenangeboten mit Auswirkungen auf die abgestimmte Planung,
— Leistungsphase 7: Mitwirken bei der Prüfung von bauwirtschaftlich begründeten Nachtragsangeboten,
— Leistungsphase 9: Erstellen von Wartungs- und Pflegeanweisungen.
Zusätzliche Leistungen für Ausstellungsbauten:
— Abgrenzung zu Grundleistungen im Verhandlungsgespräch und, soweit erforderlich, in der Leistungsphase 2 nach den vorläufigen Kostenannahmen betragen die anrechenbaren Kosten 850 000 EUR netto.
Besondere und Zusätzliche Leistungen werden auf Stundensatz-Basis wie folgt vergütet:
Projektleiter – 80 EUR netto
Technischer Mitarbeiter – 70 EUR netto
Sonstiger Mitarbeiter – 50 EUR netto
Über die Abrechnungsmodalitäten, z. B. die Abrechnungseinheiten und Abrechnungszeiträume, wird verhandelt.
Das Landesmuseum für Vorgeschichte präsentiert in Kooperation mit der Schallaburg KulturbetriebsGmbH ab dem 15.12.2022 bis Juni 2023 eine große Sonderausstellung unter dem Arbeitstitel „Nomaden und Reiterkrieger“. Das Landesmuseum wird einen Großteil der Exponate auf der Schallaburg für die Sonderausstellung in Halle übernehmen, weiterhin Texte, Themen und ggf. nach Bedarf Grafiken, Bilder und andere Medien. Ausstellungsarchitektur wird nicht übernommen. Ergänzend zur Präsentation auf der Schallaburg wird die Ausstellung in Halle zeitlich um die vorchristliche Zeit erweitert (ca. ab 3 000 v. Chr.).
Ausführungsort ist das Erdgeschoss des Landesmuseums für Vorgeschichte, Richard-Wagner-Str. 9, 06114 Halle (Saale). Für dieses Ausstellungsvorhaben stehen im EG des Museumsgebäudes ca. 970 qm Ausstellungsfläche zur Verfügung. Inbegriffen ist das zentrale Atrium mit seinem 15 m hohen Lichthof, das für die Zentralinstallation genutzt werden soll bzw. dessen Luftraum für schwebende Installationen oder Inszenierungen genutzt werden kann (nötige Trag- und Hebetechnik bauseits vorhanden). Der Ausstellungsbau muss in diesen Räumlichkeiten vom Auftragnehmer parallel zum laufenden Museumsbetrieb umgesetzt werden. Die Konzeption der Ausstellung wird von den Kuratoren des Landesmuseums selbst erarbeitet und im Dialog mit dem Auftragnehmer weiterentwickelt und umgesetzt.
In der Planung und Ausführung bestehen besondere Anforderungen an den Schutz der Exponate und an die mitzuverarbeitende Bausubstanz (historische Raumarchitektur mit Säulen, Unterzügen, Deckenhöhen, Atrium mit Glasdach etc.).
Auf Grundlage der Konzeption, die mit den zugehörigen Exponaten geliefert wird, soll der Auftragnehmer für die leeren Ausstellungsräume im Dialog mit dem Auftraggeber das szenographische Konzept für die einzelnen Themen und die Zentralinstallation entwerfen bzw. die komplette Gestaltung mit maßstabsgerechten Plänen/Zeichnungen und ggf. 3D-Animationen als Abwicklungen der einzelnen Ausstellungsräume vorlegen. Diese Pläne (Grundrisse, Wandabwicklungen, Schnitte) müssen alle wichtigen Maße enthalten, ebenso die maßstabsgerechten Platzierungen der Exponate in der Ausstellungsarchitektur und das Farbkonzept der Blenden/des Raumes – d. h. die Entwürfe müssen die für den Besucher sichtbare Ausstellungsarchitektur darstellen.
Zur Exponat-Präsentation sollen individuell an die Erfordernisse (z. B. Exponatmaße, Klima- und Sicherheitsauflagen, Zugänglichkeit etc.) angepasste Einbauten verwendet werden. Sie nehmen die für den Besucher sichtbaren Fronten auf (z. B. lackierte MDF-Platten mit Schmuckprofilen entsprechend der Hausarchitektur). Diese Fronten enthalten Ausschnitte/Fenster z. B. für Schubkästen, Vitrinengläser, Monitore, hinterleuchtete Bilder und sind gleichzeitig das Medium für die nötigen und grundsätzlich im Siebdruck auszuführenden Ausstellungstexte und ggf. auch für Siebdruck-Grafiken. Hinter den sichtbaren Fronten verbergen sich u. a. die luftdichten Exponatkästen mit dem Vitrinenglas, der integrierten Exponatbeleuchtung, die Exponatsockel, die Sicherungstechnik oder deren Elemente sowie ggf. eine passive Klimatisierung, weitere Ausstellungselektrik oder Medientechnik.
Der Landesmuseum verfügt über einen großen Bestand an modular einsetzbarer Ausstellungsarchitektur vorangegangener Ausstellungen (z. B. Unterkonstruktionen von Exponatschränken, Exponatboxen, Gläser, Aluminiumprofile, Trockenbauelemente, Sicherheitstechnik, unterschiedliche Vitrinen- und Ausstellungsbeleuchtung etc.). Dieser Bestand muss in Hinblick auf erneute Verwendbarkeit und unter Beachtung der Baukosten geprüft und möglichst einer erneuten Verwendung zugeführt werden.
Im weiteren Schritt sind im engen Dialog mit dem Auftraggeber die Entwurfspläne in Hinblick auf ihre technische und finanzielle Machbarkeit (Kostenrahmen ist vorgegeben) zu prüfen, zu überarbeiten und zu verfeinern. Es müssen zudem komplett die „rückwärtigen“ Elemente unter Berücksichtigung der vorhandenen Bausubstanz konstruiert/entworfen werden – ebenso in Hinblick auf Statik, Sicherheits- und Brandschutzauflagen. Es gilt Lösungen für die Zugänglichkeit zu den Exponatkästen/Exponaten zu finden (z. B. abnehmbare oder bewegliche/klappbare Blenden für die Exponateinrichtung) und Revisionsöffnungen/-türen zu planen, exakte Konstruktionspläne (CAD-Pläne) für die einzelnen Gewerke (z. B. Tischler, Metallbauer) mit Leistungsverzeichnissen für die Vergabe zu erstellen und die Vergabe zu begleiten.
Einzelne Sonderelemente (z. B. diverse Inszenierungen oder die s. g. Zentralinstallation) sind zu entwerfen. Ihre technische Realisierung muss vom Auftragnehmer in Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber weiterentwickelt und zur Ausführungsplanung gebracht werden.
In der Planung und Ausführung bestehen besondere Anforderungen an den Schutz der Exponate und an die mitzuverarbeitende Bausubstanz (historische Raumarchitektur mit Säulen, Kalksteinböden, Unterzügen, Deckenhöhen, Atrium mit Glasdach etc.).
Während der Bautätigkeit, die parallel zum alltäglichen Museumsbetrieb realisiert werden muss, ist eine permanente Präsenz des Auftragnehmers zwingend erforderlich.
Die Sonderausstellung muss an das bestehende Hausüberwachungssystem angeschlossen und die Sicherheitsvorgaben des Auftraggebers für die einzelnen Exponate müssen umgesetzt werden (Einbruchsicherung, Feuer, Video, Erschütterung, Glasdicke, Klima etc.).
Der Auftragnehmer muss an dem vom Auftraggeber oder anderen Planungsbeteiligten oder den beauftragten Ausführungsunternehmen anberaumten Ausführungs-, Planungs- und Koordinationsbesprechungen teilnehmen. Die Ergebnisse hat der Auftragnehmer in die von ihm geschuldete Leistung einzuarbeiten. Er hat über Konzept- und Gestaltungsbesprechungen Niederschriften anzufertigen und diese dem Auftraggeber unverzüglich zu übermitteln.
Sämtliche erstellten Planunterlagen der hergestellten Bauleistung (einschließlich Grundrisse, Schnitte und Ansichten der ausgeführten Leistungen) sind einfach in Papierform und einfach im DXF/DWG-Format zu übergeben. Neben einer Bestätigung der Mängelfreiheit dieser Leistungen – jeweils durch den Auftragnehmer sowie durch das beauftragte Unternehmen – sind Datenblätter über die verwendeten Produkte vorzuhalten und zu übergeben, Hinweise auf Pflegeanforderungen zu erteilen und alle notwendigen Wartungsangebote und Wartungsvertragsentwürfe einzuholen, zu bewerten und dem Auftraggeber vorzuschlagen.