Beschreibung der Beschaffung
Die kreisfreie Stadt Neustadt an der Weinstraße, Mittelzentrum in Rheinland-Pfalz, hat rund 53.000 Einwohnerinnen und Einwohner auf einer Gemarkungsfläche von ca. 11.700 ha. Damit zählt sie zu den zehn größten Städten des Bundeslandes.
Die Stadt gliedert sich in Kernstadt und neun Stadtteile auf. Der historische Stadtkern bildet den Mittelpunkt und zieht jedes Jahr viele Touristen an.
Zentrales Fließgewässer innerhalb der Gemarkung ist der in West-Ost-Richtung durch die Kernstadt verlaufende Speyerbach; ab dem Casimirianum hiervon abzweigend sein linker Seitenarm der Floßbach.
In den 1970-ziger Jahren entschied sich die Stadt, den Speyerbach in der Innenstadt zu verrohren, da zum einen die Nutzung der Wasserkraft durch Mühlen nicht mehr gegeben war und zum anderen, um Überschwemmungen im geologisch tiefsten Punkt Neustadts im Bereich Klemmhof entgegenzuwirken.
Inzwischen weiß man, dass Städte mit offenem Wasserlauf höchst attraktiv für Bürger und Gäste sind und so entwickelten Stadtplaner gemeinsam mit der Bürgerstiftung " Lebenswertes Neustadt" die Idee zu dem Projekt "Wasser in die Stadt."
Bereits im Jahr 2017 wurde im Bauausschuss der Stadt Neustadt an der Weinstraße ein erstes Konzept zum Projekt "Wasser in die Stadt" vorgestellt. Aufgrund der Initiative der Bürgerstiftung wurde das Ziel formuliert, in verschiedenen Bereichen der Neustadter Alt- und Innenstadt das Thema Wasser wieder stärker erlebbar zu machen.
Bei der Planung wurden verschiedene Schlüsselbereiche identifiziert:
•Der Bereich nördlich der Marienkirche sowie der zugehörige Kirchgarten: Hier ist das Ziel, das Wasser aus dem Speyerbach über ein Wasserrad nach oben zu führen und die Gestaltung des Kirchgartens in die Erlebniszone am Speyerbach zu integrieren. Dass hier bereits vorhandene Bassin soll wieder ein Ort der Begegnung mit Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeiten werden; historische Elemente wie eine vorhandene Brücke in die Gesamtgestaltung übernommen werden.
•Im weiteren Verlauf direkt, südlich angrenzend an das Neustädter Rathaus, soll ein Spielbereich auf dem Juliusplatz mit Fontänenfeld entstehen, der die topographischen Gegebenheiten, die besondere stadträumliche Situation mit dem denkmalgeschützten Rathaus sowie der Tiefgarage unter dem Juliusplatz berücksichtigt.
•Während der Bereich des Marktplatzes mit seiner besonderen stadtgestalterischen Erscheinung unverändert bewahrt werden soll ist in der Gasse am Marktplatz zumindest eine symbolische Weiterentwicklung des Themas Wasser denkbar, bevor im Bereich der Laustergasse am Kriegerdenkmal das Wasser wieder deutlich in Form der schrägen Wasserbecken sichtbar wird.
•Langfristig ist der gedachte Wasserlauf über die Laustergasse an den Grünzug Wallgasse bis weiter in Richtung Böbig verbunden. Hier fanden in den 2000er und 2010er-Jahren umfassende Renaturierungsmaßnahmen am Bachlauf statt, es wurden Fuß- und Radwege realisiert und der Speyerbach wieder in die täglichen Wege der Menschen integriert.
•Während in der Innenstadt nach 2017 die Planungen für den Bereich Laustergasse ebenfalls weitergeführt wurden und dieser erste Bauabschnitt mittlerweile umgesetzt ist stehen nun für den westlichen Bereich weitere Bauabschnitte an, um die eingangs genannten Ziele zu realisieren.
Gegenstand der Planung ist der Bereich Juliusplatz und die Gasse zwischen Marktplatz und Hauptstraße.
Wesentliche Projektziele sind hierbei, den Verlauf des verrohrten Speyerbachs nachzuzeichnen und erleb- und bespielbar zu machen.
Dies erfolgt im Bereich Juliusplatz einerseits durch einen, dem Gelände angepassten, abgestuften inszenierten Wasserlauf sowie einem angrenzenden bespielbaren Fontänenfeld.
Beide Elemente werden in die bestehende Fläche eingepasst, so dass der vorhandene Pflasterbelag weitestgehend erhalten werden kann.
Im Bereich Marktgasse wird die Oberfläche neu gestaltet und durch die Verlegung von Pflasterplatten und Brückenplatte ein ebenerdiger Wasserlauf dargestellt, um die optische Verbindung zum bereits fertiggestellten Bereich Klemmhof/ Laustergasse herzustellen.
Der Juliusplatz wird umschlossen von der Marienkirche mit Kirchhof und der Südfassade des Rathauses.
In Bereichen ist der Platz mit einer Tiefgarage unterbaut.
Vor dem Rathaus beginnt der inszenierte Wasserlauf, welcher den verrohrten Speyerbach an der Stelle nachzeichnet. Er liegt zwischen verrohrtem Speyerbach und Tiefgarage.
Das Wasser fließt vom Auslaufstein in das erste Becken des gefassten Bachlaufs und verschwindet unter der Brückenplatte.
Unterbrochen wird der Wasserlauf durch eine befahrbare Brückenplatte, die der Anlieferung/ Zufahrt zum Rathaus dient.
Nach der Brückenplatte tritt das Wasser erneut aus und fließt in das zweite Becken des Bachlaufs bis zum Einlaufstein am Ende.
Der Grund des Bachlaufs ist mit kleinen Kaskaden abgetreppt, um sich der Topografie des Platzes anzupassen.
Die nördliche Einfassung der Wasserkante ist minimal erhöht.
Südlich des Bachlaufs entsteht ein Fontänenfeld. Die Fontänenhöhe soll durch eine Steuerung variiert werden.
Es sind elf Fontänen in einer Höhe von 50-70 cm geplant. Das Fontänenfeld liegt in der Schräge, angepasst an die vorhandene Neigung des Platzes.
Alle Natursteinbeläge sind wie in der Laustergasse und Hauptstraße mit belgrano® A217, einem gelben Granit, geplant.
Der Bachlauf besteht aus Granitplatten ca. 135x135x12 cm. Die nördliche Einfassung des Bachlaufs aus Granitsteinen, ca. 100x44x40 cm.
Die Brückenplatte besteht aus drei Teilen mit den Maßen 300x190x12 cm, mit auf der Unterseite eingelassenen Stahlbändern zur Verstärkung.
Das Fontänenfeld wird mit Granitpflaster 24x24x12 gepflastert und durch einen Leistenstein 100x10x12 cm eingefasst
Um das Fontänenfeld und den Bachlauf zu speisen, wird das Wasser von der zweiten Pumpe (Zisterne Klemmhof) über eine Druckleitung (DN 50) bis zum Juliusplatz befördert.
Bei der Baumaßnahme Laustergasse wurde bereits ein Teil der Druckleitung von der Zisterne bis zum Kriegerdenkmal vorverlegt.
Ab dem Kriegerdenkmal über die Hauptstraße durch die Marktgasse bis Beginn Marktplatz soll die Druckleitung in offener Bauweise verlegt werden.
Im Übergangsbereich Marktgasse/ Marktplatz erfolgt die Verlegung der Druckleitung mittels Spülbohrung parallel zum Bestandskanal bis zum Juliusplatz. Für die Spülbohrung notwendige Anfangsgrube wird in der Gasse Marktplatz erstellt und die Endgrube am Juliusplatz.
Von dort aus führt die Druckleitung bis zur Einspeisung der zwei Teilbecken des Bachlaufs. Über manuelle Schieber wird die Zulaufmenge gesteuert. Der Ablauf des Beckens erfolgt über Rohrleitungen (DN 100 und DN150) direkt in den verrohrten Speyerbach.
Für das Fontänenfeld wird über ein T-Stück ein Teil des Wassers entnommen und in eine Zisterne (3m³) umgeleitet. Von dort aus verteilt eine Pumpe das Wasser über eine Druckleitung an die Fontänen. Der Notüberlauf (DN200) der Zisterne erfolgt in den Speyerbach.
Das Wasser des Fontänenfeldes fließt in den Bachlauf und von dort in den Speyerbach.
Eine durch ein unabhängiges Labor untersuchte Wasserprobe aus der Zisterne Klemmhof hat ergeben, dass die Werte den Vorgaben des Gesundheitsamtes für das Betreiben eines Wasserspiels mit Badewasserqualität entsprechen.
In der Gasse zum Marktpatz erfolgt die Fortführung Bachlaufs der Laustergasse in Blickachse zum Juliuspatz in stilisierter Form.
Der Bachlauf wird hier durch die Belagsgestaltung mit Pflasterplatten und Brückenplatte ebenerdig, ohne Wasser, nachgezeichnet.
Der Belag der Laustergasse wird über die Hauptstraße in den Bereich Marktgasse fortgeführt.
In Teilbereichen sind Sinkkasten- und Kanalanschlüsse zu erneuern und Leitungen der Gas-, Wasser- und Stromversorgung zu prüfen und ggf. neu zu verlegen.
Dies erfolgt in Abstimmung mit dem Eigenbetrieb Stadtentsorgung (ESN) und der Stadtwerke GmbH (SWN) Neustadt an der Weinstraße.