Beschreibung der Beschaffung
Das Thalia Theater befindet sich in Hamburgs innerstädtischer Lage, direkt am Alstertor gelegen. In der ursprünglichen Bausubstanz geht das Thalia auf einen Neubau von 1912 zurück, wobei das Theater im 2. Weltkrieg erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Bei einem Luftangriff wurde 1945 das Bühnenhaus bis auf den Seitenflügel am Raboisen vollständig zerstört.
In den 1950er und 1960er Jahren wurde das Haus von Werner Kallmorgen wieder aufgebaut, wobei die Bühne mit der damals modernsten Bühnentechnik nach Planungen von Adolf Zotzmann ausgestattet wurde. Die Arbeiten sind 1960 mit dem Einbau einer Zylinderdrehbühne abgeschlossen worden. Die Wiedereröffnung des Theaters fand am 3. Dezember 1960 statt.
Das Thalia Theater ist seit dem 31. März 1981 in die Denkmalliste der Hansestadt eingetragen.
Die umfangreichste Baumaßnahme seit der Wiedereröffnung im Jahr 1960 war die Erweiterung und Aufstockung des Bühnenhauses 1992/93. Dabei wurde dem Theatergebäude auf der Rückseite des Bühnenhauses ein Erweiterungsgebäude in Überbauung der Straße „Hinter der Markthalle“ angefügt. Das Bühnenhaus wurde um zwei zusätzliche Geschosse aufgestockt und der Bühnenturm erhöht.
Nach umfassenden Bestandsuntersuchungen zur Einführung des Mieter-Vermieter Modell (MVM) und ersten Nutzerbedarfskonzepten, ist perspektivisch eine Hauptsanierung des Thalia Theater voraussichtlich ab 2027 angestrebt. Im Vorgriff auf das Gesamtsanierungsziel sind nunmehr bauliche und spielbetriebsrelevante Maßnahmen vorausgewählt und zur Umsetzung innerhalb der regulären, bzw. ggfls. zu verlängernden Sommerspeilzeitpausen empfohlen.
Ein maßgeblicher Teil der nun bevorstehenden Planungen betrifft u.a. die Instandsetzung der Unter- und Drehbühne, nebst Schleifringkörper mit sämtlicher zugehöriger Peripherie bis in den Bühnenbereich.
2.2 Die Drehbühne, Baujahr 1960, Hersteller Maschinenfabrik Wiesbaden, läuft mit vier Laufrollens-ätzen (mit je zwei Laufrädern) auf dem Laufschienenring. Die Führung erfolgt über die Schrägstellung der Laufräder/Schiene in Verbindung mit dem mittig liegenden Zentrierzapfen. Hier befindet sich ebenfalls der Schleifringkörper für die elektrische Versorgung – inklusive der Büh-nenpodien - und die Signal-/Datenübertragung zu allen Einbauten.
Der Drehbühnenantrieb erfolgt per außenliegendem, gebogenen Triebstock, Ritzeln/Getrieben und zwei Elektromotoren in gegenüberliegenden Raumecken der zweiten Unterbühne. Durchmesser 12,50 m Umfangsgeschwindigkeit stufenlos verstellbar von 0,1 bis 1,2 m/s Eingebaut in Drehbühne:
2 „kleine“ Doppelstockpodien Größe: 4,00 m x 2,00 m Elektrischer Antrieb mit 4 Kugelumlauf-spindeln Distanz der Plattformen: 2,42 m Hub der oberen Plattform: -1,95 m bis +2,42 m Geschwindigkeit: 0,05 m/s oder 0,1 m/s 1 „großes“ Doppelstockpodium Größe: 7,00 m x 4,00 m Elektrischer Antrieb mit 4 Kugelumlaufspindeln Distanz der Plattformen: 4,42 m Nutzbare Höhe der unteren Plattform: 3,80 m Hub der oberen Plattform: ±0,00 m bis 4,42 m Geschwindigkeit: 0,05 m/s oder 0,1 m/s Die Bühnenpodien wurden in 1985 auf Kugelumlaufspindeln umgerüstet, diese Antriebe wer-den vom Nutzer als laut empfunden.
Herausnehmbare Einleger (Kassetten, 32 Stück) Größe: 1,10 m x 1,10 m bzw. Sondergrößen (siehe Grundriss) als z.B. für Abgänge in die Unterbühne Ursprünglich 2 einhängbare Personenversenkungen Anmerkung: zurzeit ist keine Personenversenkung vorhanden, beide Einheiten sind verschrot-tet. Das Große Doppelstockpodium ist verzogen und muss gerichtet werden.
2.3 Zielsetzungen Um seiner Rolle als wichtiges, modernes und zukunftsweisendes Theater - und Produktionshaus auch perspektivisch nachkommen zu können und den sich entwickelnden Anforderungen des Spielbetriebs weiterhin gerecht zu werden, sollen mit dem Bewusstsein für die bauliche, künstle-rische und architektonische Geschichte notwendige und zeitgemäße Modernisierungen- und Instandsetzungen im Thalia Theater geplant und umgesetzt werden.
Sämtliche Maßnahmen stehen hierbei unter dem Kontext eines Vorgriffes auf den Hauptsanie-rungsgedanken und sind mit entsprechender Planungstiefe und Planungskoordination zu füh-ren.
Maßgabe ist hierbei die Bündelung von Maßnahmenpaketen zur baulichen Umsetzung in den üblichen, bzw. nach Erfordernis zu erweiternden Sommerspielzeitpausen, bis voraussichtlich in das Jahr 2027. Die Priorisierung und planungsübergreifende Bündelung von Maßnahmen, hin-sichtlich Ausführungszeiten und spielbetriebsrelevanten Abhängigkeiten, ist wesentlich für die zu empfehlenden Sanierungsabschnitte. Bestandteil der Planungsaufgabe ist überdies die übergreifende Koordination mit den Maßnahmen aus Hochbau und technischer Gebäudeaus-rüstung. In diesen Disziplinen werden, wie auch im Bereich der Sanierung der bühnentechni-schen Anlagen, über die nächsten Spielzeitpausen Maßnahmen in einer Größenordnung von ca. 5,0 Mio. umgesetzt. Insbesondere ist mit Beginn der Sommerspielzeitpause, also im Zeit-raum der Bauausführung, von einem erhöhten Koordinierungsaufwand auszugehen.
Im Ergebnis dient jede Spielzeitpause als wichtiger Baustein und messbarer Vorgriff zur Errei-chung des Hauptsanierungsziels.
2.4 Leistungsbeschreibung In diesem Verfahren werden die Planungsleistungen für die technische Gebäudeausrüstung (Theater-/ Bühnentechnische Planung) LPH 1-3, bzw. in den Stufen aufbauend und jeweils zu beauftragen, LP 5-6, LP 7-8, LP 9 im Hinblick auf die beschriebene Bühne ausgeschrieben.
Der Leistungsumfang (sogl.), ermittelt aus der durchgeführten Gebäudebestandsanalyse, bzw. dem erstellten Nutzerbedarfskonzept, umfasst diverse Erneuerungs-, Modernisierungs- und In-standsetzungsarbeiten auf Grundlage der bewerteten Dringlichkeit. Diese Unterlagen können den ausgewählten Unternehmen in der Angebotsphase als weitere Hilfestellung bedarfsweise zur Verfügung gestellt werden.
Bühne, Haupthaus:
• Instandsetzung der Drehbühne (Erneuerung Radsätze, Schiene, Antrieb, Steuerung, Farbanstrich und statische Ertüchtigung nach Vorgabe Tragwerksplaner (Bearbeitung des statischen 3-D Stabtragwerksmodell) • Abstimmung, Planung und Koordination der Tragwerksplanung zur Sanierung der Drehbühne und ggfls. erforderlicher Bauhilfsmaßnahmen (z.B. für den Tausch der Radsätze) • Erneuerung der Bühnenmaschinerie (Schleifringkörper, Leitungswege zum und vom Schleifringkörper.
• Erneuerung der Bühnenversätze (Maschine, Strom, Licht, Netzwerk, DMX, Video und Audio) • Erneuerung des Bühnenbodens • Einbau einer Krananlage für das Beleuchterlager auf der rechten Seitenbühne • Erneuerung des Scherenzugsystems, Antriebes des Bühnenstoffaushangs (Schmuckvor-hang) • Schaffung eines Prospektlagerpodiums auf der Bühne • Einbau eines elektrisch verfahrbaren Schiebetores zwischen Bühne und Magazin • Zugangsumbauten zum Bühnenmagazin (Türausbau- und Neumontage) Bühnenbeleuchtung:
• Erneuerung des Beleuchternetzwerkes • Erneuerung der Bühnenscheinwerfer • Erneuerung der Bühnenbeleuchtung im Nachtasyl • Erneuerung der Dimmeranlagen der Bühnenbeleuchtung (In Teilen) • Vervollständigung von Federleitungstrommeln im Bühnenturm Audio-Video:
• Altersbedingte Erneuerung des Übertitelsystems • Altersbedingte Erneuerung der Videoprojektoren, der Videoregie, Videokreuzschiene, Videoschnittplätze, etc.
• Altersbedingte Erneuerung der Beschallungsanlagen • Altersbedingte Erneuerung des Tonstudios • Altersbedingte Erneuerung von Audiomischpult und Netzwerk Haupthaus • Altersbedingte Erneuerung der Mikrofone und des mobilen Equipments im Haupthaus • Altersbedingte Erneuerung der Audio- und Videoanlage im Nachtasyl • Altersbedinget Erneuerung der Mikrofone und Equipment im Nachtasyl • Erneuerung der Ton und Videoversätze auf der Bühne