Beschreibung der Beschaffung
Das Deutsche Historische Museum ist Deutschlands nationales Geschichtsmuseum und eines der größten Geschichtsmuseen der Welt. In Berlins historischer Mitte gelegen versteht es sich als Ort zur Stärkung historischer Urteilskraft, an dem übergreifende philosophische, ethische und historische Fragen verhandelt werden. Die 2006 eröffnete Dauerausstellung „Deutsche Geschichte in Bildern und Zeugnissen“ mit rund 8.000 Exponaten, verteilt auf zwei Geschosse, soll grundlegend überarbeitet werden. Ziel ist es, neue Besuchergruppen zu erschließen, den digitalen Wandel und neue Forschungsansätze zu berücksichtigen, die Sammlung stärker zu kontextualisieren und übergeordnet die historische Urteilskraft der Besucher zu stärken.
Grundlage des Neugestaltungsprozesses bildet das Konzept für die neue Ständige Ausstellung der Stiftung Deutsches Historisches Museum (s.a. Vergabeunterlagen, „Projektbeschreibung“ [Berlin 06/2023]). Es sieht eine stärkere Untergliederung der insgesamt 9.000 qm Ausstellungsfläche vor. So wird die chronologische Darstellung samt einer Ein- und Ausleitung („Arsenal“) auf das 1. OG begrenzt werden, während im Erdgeschoss verschiedene thematische Einheiten angeordnet sind, darunter erstmals ein Ausstellungsbereich für Kinder und Familien, der insbesondere die Altersgruppe der 5 bis 12-jährigen ansprechen soll.
Das unter Denkmalschutz stehende Zeughaus an der Straße Unter den Linden - das bedeutendste erhaltene Barockbauwerk in Berlin und das älteste Gebäude an der Straße Unter den Linden, wird derzeit saniert, (Fassaden, Technische Ausrüstung [u.a. Klimatisierung Ausstellungsbereiche]) und ist daher geschlossen. Die Eröffnung der gesamten neuen Ausstellung ist nach Abschluss der Sanierung des Gebäudes geplant. Geplant ist aber die Teileröffnung einzelner Bereiche (Zeughausgeschichte, Kinder- und Familienbereich) vor der Gesamtfertigstellung.
Die zu vergebende Leistung beinhaltet die Konzeption und Gestaltung der Dauerausstellung auf Basis des vom DHM erarbeiteten Konzeptes inkl. Planung Ausstellungs-/Vitrinenbeleuchtung und Ausstellungsgrafik. Bestandteil ist die räumliche und gestalterische Konzeption, Rauminszenierungen, Planung von Podesten, Vitrinen (ggf. Mitverwendung Bestand), Hänge-/Stellelementen, Objektsicherungen, Technik-/Medieneinhausungen, Möblierung sowie z.B. die Farb- und Oberflächengestaltung. Im Planungs- und Realisierungsprozess ist eine enge Abstimmung, insbesondere terminlich, mit der Sanierung des Gebäudes erforderlich.
Die Vergabe umfasst im Einzelnen folgende Leistungen:
A.) Ausstellungsgestaltung (einschließlich Gestalterisches Gesamtkonzept), Objektplanung für Innenräume in Anlehnung an HOAI §34/Anlage 10, Leistungsphasen 1-9: Planung (Konzeption, Entwurfsplanung, Ausführungsplanung), Ausschreibung und Überwachung der Ausführung/des Einbaus, Bauleitung und Dokumentation. Dies beinhaltet insbesondere die räumliche und gestalterische Konzeption der Ausstellung, Rauminszenierungen, den Bau von Sockeln, Podesten, Vitrinen (incl. Halterungen etc.), Hänge- bzw. Stellelementen, Objektsicherungen, von Technik- und Medieneinhausungen, Sitzgelegenheiten, sonstiger Möblierung und ggf. Hands-On-Stationen sowie die Farb- und Oberflächengestaltung.
B.) Ausstellungsbeleuchtung/Exponatausleuchtung, Fachplanungsleistungen der Technischen Ausrüstung in Anlehnung an HOAI §55/Anlage 15 (AGr 4 HOAI § 53), Leistungsphasen 1-9: Planung (Konzeption, Entwurfsplanung, Ausführungsplanung), Ausschreibung und Überwachung der Ausführung/des Einbaus.
C.) Ausstellungsgrafik: Zu erbringen sind sämtliche Leistungen von der Erstellung eines übergreifenden Grafikkonzepts über Entwurf, Layout und Satz bis zur Überwachung von Druck und Montage der gesamten Ausstellungsgrafik. Unter Ausstellungsgrafik sind sämtliche Ausstellungstexte sowie Infografiken und andere grafische Elemente zu verstehen (z. B. Karten, Statistiken, Collagen, großformatige Reproduktionen und Zitate), die noch nicht abschließend benannt werden können.
Die die Leistungsbilder der HOAI (Leistungsbereich A und B) präzisierenden und ergänzenden Leistungsanforderungen sowie die Leistungsanforderungen für den Bereich Ausstellungsgrafik (Leistungsbereich C) sind den Vergabeunterlagen beigefügt.
Im Rahmen des Bewerberverfahrens sind Eignungsnachweise für das Leistungsbild A zu erbringen. Die Fachplaner/Dienstleister für die Leistungsbilder B und C sind erst in der 2. Stufe des Vergabeverfahrens (im Falle der Einladung zur Verhandlung) zu benennen. Bestandteil der Honorarabfrage in der 2. Stufe werden die Leistungsbilder A bis C.
Der Ausstellungsbereich speziell für Kinder und Familien stellt besondere Anforderungen an die Gestaltung. Der AG empfiehlt daher für den Fall, dass die diesbezügliche spezifische Planungs-/Designkompetenz im Kernteam nicht vorhanden ist, die Einbeziehung eines auf Kinderausstellungen spezialisierten Ausstellungsgestalters.
Plant der Bewerber/die Bewerbergemeinschaft den Einsatz von Unterauftragnehmern, sind diese in der Stufe 2 des Verfahrens (Verhandlungsverfahren) zu benennen. Die Angabe einer geplanten Unterauftragsvergabe im Rahmen des Teilnahmewettbewerbs (Stufe 1) erfolgt freiwillig, sofern sich der Bewerber/die Bewerbergemeinschaft nicht bereits zum Nachweis seiner/ihrer Leistungsfähigkeit (Nachweis Umsatzerlöse/Mitarbeiter/Referenzen) auf Unterauftragnehmer bezieht.
Weitere Planungsleistungen wie Medienplanung/Planung Medientechnik, Technische Ausrüstung (mit Ausnahme Lichtplanung), Tragwerksplanung, Brandschutzplanung, Akustikplanung, Exponaterstellung von Hands-On etc., werden separat vergeben; Aufgabe des Szenografen wird jedoch die Erarbeitung der konzeptionellen Grundlagen, die Gestaltung und ggf. Programmierung (inkl. Klärung Schnittstellen).
Ziel ist eine auf Inhalte/Exponate/Vermittlungsziele optimal abgestimmte zeitgemäße sowie nachhaltige (Materialwahl, Herstellung / Einsatz der Elemente, Technik und Organisation) Ausstellungsgestaltung sowie eine Stärkung der Räume und Raumfolgen in ihrer Eigenheit und Originalität. Konzeptionelle und wissenschaftliche Vorgaben des DHM, Leihgebervorgaben, museumspädagogische und konservatorische Vorgaben sowie Vorgaben durch Exponate (Originale, Reproduktionen aller Art, digitale Medienanwendungen, ggf. künstlerische Installationen etc.) sind zu beachten.
Die gestalterische Gesamtkonzeption soll im Ergebnis über das Zusammenspiel der Gestaltung von Architektur, Objekteinrichtung, Text, Beleuchtung, Grafik und Medien die Erschließung der Inhalte optimal unterstützten und Orientierung bieten sowie einen Beitrag zur Steigerung der kulturellen und auch touristischen Anziehungskraft des DHM leisten.
Größenordnungen: Ausstellungsfläche: ca. 9.000 qm; geschätzte Produktionskosten für Ausstellungsgestaltung/-licht/-grafik: 12,45 Mio. € netto. Die jährliche Besucheranzahl wird auf ca. 500.000 geschätzt, davon bis zu 11 % als Teilnehmer an Führungen bzw. pädagogischen Programmen.
Eine losweise Vergabe ist nicht vorgesehen. Die Beauftragung erfolgt stufenweise (s. Ziff. II.2.11) ohne Rechtsanspruch auf die Beauftragung aller Leistungsstufen.