Beschreibung der Beschaffung
Das Kornhaus, ein in höchstem Maße stadtbildprägendes und die Stadt- und Regionalge-schichte dokumentierendes Gebäude ist ein charakteristischer reichsstädtischer Speicherbau des Spätmittelalters bzw. der Frühen Neuzeit, in dem neben der Kornlagerung auch der Han-del mit Getreide aus ganz Oberschwaben, der Kornkammer der Region, stattfand. Das stattli-che Lagerhaus umfasste einst eine Halle im Erdgeschoss und darüber drei Kornböden und war in Sichtfachwerk ausgeführt, dem 1618 Mauerwerk vorgeblendet wurde, um den Ein-druck eines Massivbaus zu erwecken. Es hat wichtige typen- und stadtbaugeschichtliche Aussagekraft und ist über die Stadtgrenzen hinaus von wirtschaftsgeschichtlicher Bedeutung. Bemerkenswert sind die Rundbogenfriese unter den Auskragungen an den Giebeln, die in Ravensburg als Fassadenschmuck seit der Gotik beliebt waren und v. a. für die städtischen Gebäude sowie die vornehmen Bürger- und Patrizieranwesen der Oberstadt typisch sind. In den 1980er-Jahren fand der Umbau zur Stadtbücherei statt.
Gemeinsam mit Rathaus, Lederhaus, Waaghaus, der Bauhütte sowie dem Marienplatz und Gespinstmarkt bildet das Kornhaus mit der Stadtbibliothek ein zentrales, die historische In-nenstadt prägendes Ensemble der Stadt Ravensburg. Die Entwicklung des Kornhauses ist der letzte noch verbleibende Baustein einer umfassenden Innenstadtoffensive der Altstadt um den Marienplatz herum mit seinen prägenden mittelalterlichen Gebäuden und Plätzen. Mit seiner wertvollen Bausubstanz prägt das Kornhaus den südlichen Altstadteingang.
Nach der gelungenen Sanierung von Lederhaus (Tourist-Information) und Gespinstmarkt und den bald abgeschlossenen Projekten Rathaus und Bauhütte (Musikschule) besteht nun die Möglichkeit, unter Verwendung von Bundesfördermittel aus dem Programm "Nationale Pro-jekte des Städtebaus", diesen auch für den Stadtentwicklungsprozess so bedeutenden Schritt zum Abschluss zu bringen.
Das denkmalgeschützte Gebäude am Marienplatz wurde 1984 entsprechend den damaligen Standards als Bibliothek eingerichtet. Seit diesem Zeitpunkt fanden außer Teilrenovierungen wie Wandanstrichen, neuen Böden u.ä. keine grundlegenden Modernisierungen statt. Dies wird unter anderem an der eingeschränkten Aufenthaltsqualität, dem veralteten Regalsystem deutlich und der nicht mehr zeitgemäßen Lichtsituation deutlich.
Mit der denkmalgerechten Weiterentwicklung dieses Kulturdenkmals soll nicht nur die Altstadt weiter an städtebaulicher Attraktivität gewinnen. Schon immer ein öffentliches Haus, soll die Bibliothek - begleitet durch Partizipationsprozesse wie Planungswerkstätten und Projekt-schmieden - ein offenes Haus für eine offene Gesellschaft werden - innen bespielt, nach außen spürbar durch eine Vernetzung mit dem Marienplatz und durch die Etablierung als identitätsstiftender Kultur- und Bildungsort und Debattenforum für globale Megatrends und lokale Themen weiterentwickelt werden.
Durch die begleitende Transformation hin zur Bibliothek 2030 - im Kontext von Bildung, Digi-talisierung und Nachhaltigkeit - wirkt die Bücherei multifunktional im Sinne der Stadtentwick-lung: als Impulsgeber, Brückenbauer, Innenstadt-Anker und - als meist besuchte Dienststelle der Stadt - auch als Frequenzbringer.
Es wird dabei das Ziel verfolgt, durch eine nachhaltige und innovative Sanierung des Bau-denkmals einen Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz zu leisten: Gesucht werden demnach richtungsweisende denkmalgerechte Entwürfe, denen es gelingt, mit einem möglichst gerin-gen Einsatz von Energie und Ressourcen (u.a. durch Suffizienz- und Effizienzstrategien) die höchstmögliche Gesamtwirtschaftlichkeit, Behaglichkeit, Gebrauchstauglichkeit, Multifunktio-nalität und Architekturqualität am Denkmal zu erzielen.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass bei der energetischen Ertüchtigung von Kulturdenkmalen einerseits Grenzen bestehen, da Eingriffe in Substanz und Erscheinungsbild vermieden wer-den müssen, aber andererseits Kulturdenkmale aufgrund ihrer Lebensdauer und der damit vorhanden "grauen Energie" per se nachhaltig sind.