Beschreibung der Beschaffung
Die Landkreise Esslingen und Böblingen arbeiten im Bereich der Bioabfallbehandlung seit vielen Jahren eng zusammen. Mit der Kompostwerk Kirchheim u. T. GmbH (KWK) und der Bioabfallverwertung GmbH Leonberg (BVL), deren Gesellschafter der Landkreis Esslingen und der Landkreis Böblingen sind, ist die Zusammenarbeit auch bereits gesellschaftsrechtlich "institutionalisiert". Nach der Inbetriebnahme der neuen Vergärungsanlage am Standort Leonberg im Laufe des Jahres 2025 sieht das künftige Behandlungskonzept vor, alle Bioabfälle aus dem Landkreis Böblingen sowie ein Großteil der Bioabfälle aus dem Landkreis Esslingen in der Vergärungsanlage in Leonberg energetisch zu nutzen und die dort erzeugten festen Gärrückstände in einem zweiten Schritt neben den nicht der Vergärungsanlage in Leonberg zugeführten übrigen Bioabfällen aus dem Landkreis Esslingen wiederum dem Kompostwerk Kirchheim zur Nachrotte bzw. aeroben Behandlung zuzuführen.
Nachfolgend werden die im Rahmen der Erneuerung der Verfahrenstechnik für die aerobe Behandlung zu vergebenden Leistungen stichpunkartig dargestellt. Bei den aerob zu behandelnden Materialien handelt es sich um Bioabfälle aus den kommunalen Sammlungen des Landkreises Esslingen (Bioabfälle aus der Biotonne, Grünabfälle aus getrennter Erfassung) sowie stabilisierte, feste Gärrückstände aus der Vergärung von Bioabfällen aus der kommunalen Sammlung aus den Landkreisen Esslingen und Böblingen, die einen TS-Gehalt von mindestens 42% TS aufweisen.
Die nachfolgenden Leistungen sind im Rahmen des Vergabeverfahrens zu vergeben:
- Technische Konzeption der verfahrens- und bautechnischen Lösungen zur aeroben Behandlung der Bioabfälle und Gärreste in Systemen mit geschlossener, hallenunabhängiger Luftführung einschließlich einer gezielten, hallenunabhängigen Steuerung der Belüftung der aerob zu behandelnden Materialien im Rahmen eines Engineering, beginnend ab der Übernahme der aufbereiteten Bioabfälle und Gärreste in der Aufbereitungshalle, über die eigentliche aerobe Behandlung der Bioabfälle und Gärreste mit Beschickung der Einheiten bzw. Umsetzung von Einheit zu Einheit sowie Be-/Entwässerung und Belüftung bis zur Übergabe der hygienisierten und stabilisierten Komposte mit Rottegrad V sowie einem TS-Gehalt von mindestens 60%; dies schließt die Konzeption der Lüftungstechnik sowie ggf. erforderlicher Wärmeerzeuger/-tauscher und des Abwassermanagements, die Anbindung an die bestehende technische Gebäudeausrüstung, die Darlegung der vorgesehenen zeitlichen Abwicklung des Vorhabens (bereits Bestandteil des Angebots) sowie das Beibringen etwaiger erforderlicher Planungsunterlagen für eine genehmigungsrechtliche Änderungsgenehmigung mit ein;
- Fertigung und Lieferung der vom Konzept des Bieters umfassten verfahrenstechnischen Komponenten einschließlich der erforderlichen Mess-, Steuer- und Regeltechnik frei Kompostwerk Kirchheim u. T.;
- Einbau, Montage und Integration der vom Konzept des Bieters umfassten verfahrens- und bautechnischen Komponenten einschließlich der erforderlichen Mess-, Steuer- und Regeltechnik sowie der Lüftungstechnik sowie ggf. erforderlicher Wärmeerzeuger/-tauscher und der Komponenten des Abwassermanagements in die bestehenden Hallen einschließlich der Anbindung an die vorhandene technische Gebäudeausrüstung und die vorhandene Leittechnik;
- Inbetriebnahme (Kalt- und Warminbetriebnahme) der von der verfahrenstechnischen Konzeption des Auftragnehmers umfassten verfahrens-/bautechnischen Lösungen und Begleitung des mindestens 3-monatigen Probebetriebs in Verantwortung des Auftragnehmers einschließlich Nachweis der Leistungsfähigkeit entsprechend der geforderten Mindestbetriebsparameter wie Rottegrad nach der aeroben Behandlung, Trockensubstanzgehalt des Kompostes, Verbräuche (elektrische Energie, Betriebsstoffe, Trink-/Brauchwasser, Abwasser, etwaige Betriebsmittel) bis zur Abnahme durch den Auftraggeber;
- Entwicklung eines wirtschaftlichen Betriebskonzepts (einschließlich eines Schulungs-/Einarbeitungskonzepts für die Mitarbeitenden des Auftraggebers sowie eines Konzepts zur vorbeugenden Instandhaltung) für die auftragsgegenständliche Verfahrens- und Bautechnik unter plausibler Herleitung wesentlicher Betriebsparameter wie Personal- und Gerätebedarf, Verbräuche (elektrische Energie, Betriebsstoffe, Trink-/Brauchwasser, Abwasser, etwaige Betriebsmittel), externe Instandhaltungskosten einschließlich benötigter Verschleiß-/Ersatzteile (bereits Bestandteil des Angebots);
- Schulung / Einarbeitung der Mitarbeitenden der KWK, so dass diese die vorgesehenen Betriebsleistungen einschließlich der vom Auftraggeber zu erbringenden Teile der Instandhaltung anforderungsentsprechend und zuverlässig erledigen können; dies schließt eine Begleitung des Regelbetriebs während der ersten sechs Monate des Regelbetriebs im Rahmen einer Fernbetreuung (per Telefon, per Videokonferenz sowie per E-Mail) mit ein;
- Übernahme sämtlicher (externer) Instandhaltungsmaßnahmen und Begleitung der Mitarbeitenden des Auftraggebers bei der Durchführung von Instandhaltungsmaßnahmen in Eigenregie entsprechend des erarbeiteten Instandhaltungskonzepts des Auftragnehmers für einen Zeitraum von mindestens vier Jahren nach Beginn des Regelbetriebs sowie die Sicherstellung der nicht exklusiven Verschleiß- und Ersatzteilversorgung für einen Zeitraum von mindestens zwölf Jahren ab Beginn des Regelbetriebs.
Über die vorgenannten Leistungen hinaus können zur Vermeidung kritischer Schnittstellen durch den Bieter - abhängig von seinem konkreten Konzept - weitere Leistungen angeboten werden ("Schnittstellenleistungen").
Neben der reinen Liefer-/Bau- und Integrationsleistung umfasst die auftragsgegenständliche Leistung insoweit in erheblichem Umfang auch konzeptionelle Elemente sowie weitere Dienstleistungen, wobei die Bauleistungen den Schwerpunkt bilden und hinsichtlich der Auftragssumme überwiegen.