Entwicklung und Konzeption eines Online-Hilfe-Portals

Geschäftsstelle Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs

Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, knüpft mit seiner Arbeit an die Empfehlungen seiner Amtsvorgängerin Dr. Christine Bergmann und des Runden Tisches „Sexueller Kindesmissbrauch“ an. Während bisher die Aufarbeitung der Thematik und die Erarbeitung von Empfehlungen für immaterielle und materielle Hilfen im Vordergrund standen, geht es nun insbesondere um den Ausbau von und verbesserten Zugang zu Anlauf- und Hilfemöglichkeiten für Betroffene, um die Aufbereitung von Informationen sowie die unterstützende Begleitung der Umsetzung der Vielzahl der empfohlenen Maßnahmen in der Praxis.
Der Unabhängige Beauftragte schreibt daher die Entwicklung eines datenbankgestützten Internetportals aus. Das Online-Hilfeportal soll spezifisch auf die Thematik sexualisierter Gewalt ausgerichtet werden, und folgende Leistungen umfassen:
— Informationen und Wissen zur Thematik bereitstellen,
— die Auffindbarkeit bereits bestehender Angebote vor Ort unterstützen (allgemeine und spezialisierte Beratungseinrichtungen, Jugendämter, Psychotherapeutinnen und -therapeuten, Ambulanzen, Rechtsanwälte, Polizei etc.),
— Lotsenfunktion für Fragen der Prävention, Intervention und Aufarbeitung,
— gute Beispiele für Handlungs- bzw. Schutzkonzepte gegen sexualisierte Gewalt in Einrichtungen darstellen (zu denen auch der Runde Tisch Empfehlungen formuliert hat).
Es soll jedoch nicht die Beratung und Hilfestellung vor Ort ersetzen. Optional ist der Aufbau einer internen Austauschplattform vorgesehen, um so den Wissens- und Hilfetransfer der verschiedenen Nutzergruppen (Fachkräfte) zu befördern.
Zielgruppen des Portals sind:
— von sexualisierter Gewalt Betroffene (Jugendliche und Erwachsene, die im Kindesalter sexualisierte Gewalt erfahren haben, sowie ältere Kinder mit diesen Erfahrungen),
— deren Angehörige oder Kontaktpersonen,
— Fachkräfte (aus allen relevanten Bereichen),
— sowie an der Thematik Interessierte.
Im Hilfeportal sollen diese Personen Fach- und Hilfeinformation online auffinden bzw. mündlich (per Telefon) oder schriftlich (per E-Mail und Brief) individuelle Informationen und Hilfen erhalten können. Es sollen auch Hilfsangebote für jüngere Kinder, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, durch deren Eltern, Kontaktpersonen etc. auffindbar sein. Bereits bestehende Online-Beratungsangebote oder Hotlines mit ähnlichen Zielgruppen sowie die telefonische Anlaufstelle beim Unabhängigen Beauftragten (TAL) sollen integriert werden. Das Hilfeportal übernimmt damit eine für das gesamte Bundesgebiet geltende Lotsenfunktion im Themenfeld sexuelle Gewalt.
Das Portal soll zunächst vom Unabhängigen Beauftragten in Absprache mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen, und Jugend (BMFSFJ) entwickelt werden. Ob das Portal selber auch bei ihm angesiedelt werden soll oder z.B. beim BMFSFJ, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest.
Daher ist Gegenstand der Beauftragung zunächst nur die inhaltliche und redaktionelle Entwicklung bzw. Konzeption des Portals unter enger Einbindung der zuständigen Akteure; dies sind namentlich Betroffene, Fachgesellschaften und Kammern (z.B. Bundespsychotherapeuten- und Bundesärztekammer, Deutscher Anwaltsverein), kassenärztliche Vereinigungen und Krankenkassen, Ministerien (BMG, BMAS, BMJ, BMFSFJ, BMBF), die bereits genannten Akteure vor Ort (allgemeine und spezialisierte Beratungseinrichtungen, Jugendämter, Psychotherapeutinnen und -therapeuten, Ambulanzen, Rechtsanwälte, Polizei etc.), sowie andere Expertinnen und Experten zum Thema, um deren Wissen und jahrelangen Erfahrungen zu integrieren, aber auch um einen zwischen den Akteuren abgestimmten Leistungsumfang des Portals zu bestimmen. Die für das Portal erforderlichen Daten und Inhalte sollen von der Auftragnehmerin/ dem Auftragnehmer in enger Zusammenarbeit mit den Akteuren recherchiert und aufgearbeitet werden.
Dieser Prozess muss bis spätestens Anfang November 2012 umgesetzt sein und soll in visualisierter Form in einer für Ende 2012 geplanten Bilanzsitzung des Runden Tisches „Sexueller Kindesmissbrauch“ präsentiert werden können. Die sich daraus ergebenden etwaigen Änderungen müssen bis Ende des Jahres 2012 in das Konzept eingearbeitet werden. Von den Bietern ist ein detaillierter Arbeits- und Zeitplan bis zu diesem Zeitpunkt vorzulegen.
Ergebnis des Prozesses ist die Grundstruktur eines Online-Hilfe-Portals, das aber noch erweiterungsfähig ist. Die Vergabe der Programmierung sowie evtl. der Pflege und des Hosting des Portals erfolgt dann in einem erneuten Verfahren. Die Umsetzung der Konzeption im Wege der Programmierung und Realisierung darf maximal vier Monate betragen.
Die im Bundesgebiet tätigen Beratungs-, Hilfe- und Informationsstellen sollen den Inhalt des Portals – Fachinformationen, Datenbanken mit Adressen, Nennung von lokalen Besonderheiten u.a. – generieren bzw. pflegen. Perspektivisch sollte das Portal von der Beratungsszene selber getragen werden können. Hierfür müssen Vorbereitungs- und Vernetzungstreffen organisiert und eine webgestützte Struktur zur Verfügung gestellt werden. Koordinierung und fachliche Kontrolle des Portals obliegen dem Unabhängigen Beauftragten bzw. der das Portal tragenden Stelle. Die Tätigkeit der für das Portal arbeitenden Fachkräfte sowie Online-Zugriffe sollen später dokumentiert und zur Qualitätssicherung sowie zum Wissenstransfer genutzt werden.
Ergänzende Informationen zum Teilnahmeantrag sind unter Punkt VI.3) der Bekanntmachung zu finden.

Deadline
Die Frist für den Eingang der Angebote war 2012-06-06. Die Ausschreibung wurde veröffentlicht am 2012-05-08.

Anbieter
Die folgenden Lieferanten werden in Vergabeentscheidungen oder anderen Beschaffungsunterlagen erwähnt:
Wer?

Wie?

Wo?

Geschichte der Beschaffung
Datum Dokument
2012-05-08 Auftragsbekanntmachung
2012-09-18 Bekanntmachung über vergebene Aufträge