Errichtung und Betrieb des Internationalen Kooperationszentrums Nachhaltige Chemie (International Sustainable Chemistry Collaborative Centre – ISC3)

Umweltbundesamt

Das Umweltbundesamt (UBA) beabsichtigt einen Auftrag zur Errichtung des Internationalen
Kompetenzzentrums Nachhaltige Chemie – im Folgenden ISC3 (International Sustainable Chemistry Collaborative Centre) – sowie für seinen Betrieb in den ersten vier Jahren von 2017 bis 2020 zu vergeben.
Die Förderung eines umfassenden und lebenswegbezogenen, nachhaltigen Chemikalien-, Produkt- und Anlagenmanagements unter Berücksichtigung von Klimaschutz, Umweltinnovationen sowie von Energie und Ressourcenschonung sind wichtige strategische Ziele der deutschen Umweltpolitik. Um diese Ziele zu erreichen, ist eine stärkere Bündelung der existierenden nationalen und internationalen Initiativen und Expertise notwendig.
Das ISC3 soll Wissen, Aktivitäten und Kompetenzen im Bereich nachhaltiger Chemie weiterentwickeln, vorantreiben, vernetzen und zusammenführen.
1. Allgemeine Aufgabenstellung:
Das ISC3 soll mit seiner Arbeit dazu beitragen, Innovationen in den Hersteller-, Verarbeiter- und Anwenderbranchen systematisch in eine nachhaltige Richtung zu lenken und zur breiten Umsetzung zu verhelfen. Um nachhaltige Lösungen auch weltweit zu etablieren, müssen auf globaler Ebene Anforderungen für nachhaltiges Wirtschaften mit Chemikalien konkretisiert werden. Diese Anforderungen müssen die sozialen, ökologischen und ökonomischen Randbedingungen von Entwicklungs- und Schwellenländern berücksichtigen, damit sie dort anwendbar sind und Akzeptanz finden.
Das ISC3 soll im Kontext der Nachhaltigkeitsagenda 2030 maßgeblich die Zukunft der internationalen Chemikalienpolitik im Sinne einer nachhaltigen Chemie mitgestalten. Dies erfordert die Beobachtung und Analyse laufender Prozesse unter der Agenda 2030, unter UNEP / UNEA, Rio+20 (besonders des Global Chemicals Outlook; GCO), dem internationalen Chemikalienmanagement bis 2020 und darüber hinaus (besonders des Strategischen Ansatzes für Internationales Chemikalienmanagement SAICM), den Übereinkommen von Basel, Rotterdam und Stockholm (inklusive deren gemeinsamer Synergien-Prozesse), der neuen Minamata-Konvention, der UNDP Global Environment Facility (GEF) sowie die Zusammenarbeit mit den einschlägigen internationalen Institutionen mit dem Ziel einer Verankerung der nachhaltigen Chemie in der internationalen Chemikalienpolitik. Das ISC3 soll vor diesem Hintergrund als organisatorisch eigenständiges, inhaltlich mit UNEP vernetztes Collaborative Center handeln.
Vor dem Hintergrund der eingangs genannten Zielsetzung der Nachhaltigkeitsagenda soll das ISC3 in enger Kooperation mit den relevanten Akteuren Wissen, Aktivitäten und Kompetenzen im Bereich nachhaltiger Chemie – auch in Verbindung mit übergreifenden Politikansätzen wie nachhaltiger Konsum und Produktion, Green Economy und Kreislaufwirtschaft – bündeln, international vernetzen, weiterentwickeln und verankern.
Das ISC3 soll inhaltlich ambitioniert und wissensbasiert arbeiten, sowie in der Zusammenarbeit mit Dritten transparent, unabhängig und unparteiisch handeln. Die vom ISC3 wahrzunehmenden Rollen ergeben sich aus den Aufgaben und der vorgesehenen Ausrichtung des Zentrums auf bestimmte Zielgruppen: Evaluator für die Aktivitäten im Bereich nachhaltige Chemie; Kommunikator / Plattform / Multiplikator für die Akteure im Bereich nachhaltige Chemie; Inkubator mit Bezug auf methodische und interdisziplinäre Fragestellungen, u. a. im Hinblick auf Forschung, Entwicklung und Innovation; Förderexperte für Unternehmen, Verbände, Hochschulen und Forschungseinrichtungen; internationaler und nationaler Berater und Impulsgeber für Institutionen im Bereich nachhaltige Chemie.
2. Ziele des Vorhabens:
Ziel ist Erstens die funktionsmäßige Errichtung des ISC3 auf vertraglicher und organisatorischer Ebene sowie dessen Betrieb (zunächst von 2017 bis 2020) mit allen dafür notwendigen Leistungen. Dies beinhaltet auf der organisatorischen Ebene insbesondere die Erarbeitung und Umsetzung von Rechtsform und konstituierenden Rechtsgrundlagen des ISC3. Zusätzlich beinhaltet sind Akquisition und Beschäftigung (zunächst für die aktuelle Projektlaufzeit) von fachlich geeignetem Personal sowie die Bereitstellung und der Betrieb von geeigneten Räumlichkeiten sowie deren Ausstattung.
Ziel ist Zweitens das fachlich-inhaltliche Wirken des ISC3 und seines Personals im Sinne der Ziele einer nachhaltigen Chemie. Hierfür notwendig sind insbesondere:
— rasche Profilierung des ISC3 als unverwechselbare internationale Institution;
— Sammlung, Auswertung und Weitergabe von relevanten Informationen über nachhaltige Chemie sowie deren Verbreitung und ihre Nutzung für Aktivitäten des ISC3;
— Etablierung, Betrieb und Weiterentwicklung des Netzwerks ISCnet;
— Einrichtung und Betrieb eines webbasierten Forums für den Austausch von innovativen Ideen sowie zur Suche von Partnern für gemeinsame Forschungsaktivitäten und Geschäftsmöglichkeiten;
— Jährliche Durchführung von international ausgerichteten Konferenzen;
— Durchführung von Webinaren, vierteljährlichen Workshops und vierteljährlichen Fachgesprächen;
— Unterstützung von anderen Stakeholdern, z. B. in Form von Dialogprozessen;
— Finanzakquisition zur Durchführung eigener Studien und Projekte.
3. Zu erbringende Leistungen:
Die rechtlichen Rahmenbedingungen des ISC3 entwickelt der Auftragnehmer unter den folgenden Gesichtspunkten: Das ISC3 soll in der Außenwahrnehmung dezidiert eigenständig sein; es muss dabei jedoch nicht zwingend eine eigenständige Rechtspersönlichkeit besitzen. Für das ISC3 ist eine schriftliche konstituierende Rechtsgrundlage zu erstellen, in der die Grundordnung festgelegt wird. Dabei soll die Aufgabenerfüllung des ISC3 von einem international besetzten Gremium unter Mitwirkung von BMUB und UBA überwacht und die Leitung des Zentrums von einem wissenschaftlichen Beirat beraten werden.
Die zur Verwirklichung der Ziele maßgeblichen organisatorischen Aufgaben umfassen insbesondere die Erstellung eines Businessplans und eines Vorschlags zur Aufbauorganisation einschließlich Organigramm sowie eines Konzepts für die Personalakquisition. Weitere Bestandteile sind die Bereitstellung der für den Betrieb und die Ausstattung des ISC3 erforderlichen Räume und Büroausstattung und die technische und IT-Ausstattung sowie Betrieb und Weiterentwicklung der Internetpräsenzen des ISC3 und des Netzwerks ISCnet. Das ISC3 führt regelmäßig Stakeholder-Analysen durch, hat Geschäftsstellenfunktion für das Netzwerk ISCnet, betreibt Vernetzung und Erfahrungsaustausch, konzipiert und führt Veranstaltungen durch, beteiligt sich an Veranstaltungen und Messen und betreibt eigene Öffentlichkeitsarbeit.
Für die Verwirklichung der fachlich-inhaltlichen Ziele ist insbesondere die Erarbeitung und Umsetzung von Wissen und die Umsetzung des Kenntnisstandes zur nachhaltigen Chemie wichtig. Daran anknüpfend soll der Ansatz der nachhaltigen Chemie – einschließlich Demonstration von erfolgreichen Projekten und Fallstudien (best practices) – konkretisiert und weiterentwickelt sowie Forschung zu nachhaltiger Chemie betrieben werden. Es soll ein Beitrag zur Verankerung der nachhaltigen Chemie in der internationalen Chemikalienpolitik und zur Synergiebildung der Chemikalienpolitik mit anderen Politikbereichen, insbesondere der Agenda 2030 zur nachhaltigen Entwicklung geleistet werden. Weitere Ziele sind die fachliche Unterstützung von insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen – auch in Schwellen- und Entwicklungsländern – im Chemikalienmanagement sowie der Verankerung der nachhaltigen Chemie in der (Aus-) Bildung.
Das ISC3 muss die Vernetzung mit anderen Akteuren betreiben. Hierfür ist der bundesweite und internationale Kontakt und Austausch mit qualifizierten und erfahrenen Institutionen und Fachleuten notwendig. Für das ISC3 sind Wissenschaftler, Unternehmensvertreter, Entscheidungsträger in Wissenschaft, Politik und Verwaltung sowie Ansprechpartner in einschlägigen Beratungsorganisationen wichtige Kontakt- und Kooperationspartner.
Das Expertennetzwerk ISCnet soll das ISC3 bei der Sammlung, Bündelung und Verbreitung von Erkenntnissen zur nachhaltigen Chemie unterstützen. Es dient als Multiplikator und vermeidet gleichzeitig eine Doppelung von Aktivitäten im Sinne der Akzeptanz bei bereits existierenden Netzwerken. Das ISCnet soll als weltweit akzeptierte und offene Austauschplattform etabliert werden, um Diskussionen der internationalen Akteure zu stimulieren. Es soll Sondierungsplattform für Aufgaben, Projekte und Empfehlungen des ISC3 sein und sich mit existierenden internationalen Aktivitäten austauschen und abstimmen sowie als Kontakt- und Kooperationsbörse für Projekte und Wirtschaftskooperationen im Themenbereich nachhaltige Chemie dienen. Die bestehenden Internetpräsenzen für das ISC3 (http://www.isc3.org) und das Netzwerk ISCnet (http://www.iscnet.org) werden übernommen, gepflegt und weiterentwickelt. Ziel ist, die Internetpräsenzen zu einem inhaltlich umfassenden, hochwertigen und anerkannten Angebot zum Thema nachhaltige Chemie zu etablieren.
Die Internetpräsenz soll Informationen über Struktur, Ziele, Aufgaben und Aktivitäten von ISC3 und ISCnet präsentieren sowie als Wissensplattform fungieren. Neben den bestehenden Angeboten soll eine moderierte B2B-Plattform aufgebaut werden, die nachhaltige Geschäfts-ideen und neue Kooperationen und Verträge zwischen Akteuren befördert. Des Weiteren soll die Internetpräsenz als Diskussionsforum fungieren und pro Quartal sollen ein Newsletter sowie fachliche Materialien versendet und bereitgestellt werden.

Deadline
Die Frist für den Eingang der Angebote war 2016-12-07. Die Ausschreibung wurde veröffentlicht am 2016-11-07.

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Geschichte der Beschaffung
Datum Dokument
2016-11-07 Auftragsbekanntmachung