Beschreibung der Beschaffung
Stufenweise Beauftragung 1. Schritt: AP 01+03 2. Schritt: AP 02
Die Stadtwerke Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF) beabsichtigt im Zuge einer europaweiten Ausschreibung stationäre Ticketautomaten (sTA) zu beschaffen oder zu leasen. Im Rahmen der Vorplanungs- bzw. Konzeptionsphase des Projekts wurden hierzu bereits detaillierte Untersuchungen und Betrachtungen hinsichtlich funktionaler Ausstattung und Automatenbedarf durchgeführt und dokumentiert. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen und Betrachtungen dienen als Basis für die Erstellung des Lastenheftes, des Leistungsverzeichnisses und der Ausschreibungs-unterlagen.
Unser Projekt sieht vor, ein Gesamtsystem mit online angebundenen stationären Ticketautomaten in zwei verschiedenen Ausstattungsvarianten auszuschreiben und an einen Generalunternehmer (GU) zu vergeben. Im Liniennetz der VGF sollen zukünftig insgesamt 473 Ticketautomaten - 345 voll ausgestattete Geräte und 128 Geräten in vereinfachter Ausführung - rein bargeldlos - zum Einsatz kommen.
Ein vollständig ausgestatteter stationärer Ticketautomat soll über eine Münzver-arbeitung, eine Banknotenverarbeitung, ein Terminal für die bargeldlose Zahlung inkl. PIN-Pad, Steckkartenleser und Kontaktlosschnittstelle, ein Barcodeleser, eine eTicket-Schreib-/Leseeinheit und ein Touchscreen-Display verfügen. Bei den Automaten in vereinfachter Ausführung entfallen die Komponenten für die Bargeldverarbeitung.
Beide Ausstattungsvarianten sollen im Hinblick auf einen flexiblen Wechsel zwischen den beiden Ausstattungsvarianten in einem Standard-Automatengehäuse realisiert werden. Die Ticketautomaten sollen alle online an ein zentrales Hintergrundsystem, sowie weitere Serviceplattformen angebunden werden. Die datentechnische Anbindung soll wie bisher über die von unserem IT-Dienstleister Mainova bereitgestellte IT-Netzwerkinfrastruktur bzw. das derzeit genutzte Mobilfunknetz erfolgen. Ein externes Hosting ist nicht vorgesehen. Die Datenbanken und Server des neuen Hintergrundsystems (HGS) sollen ebenfalls auf den IT-Plattformen unseres IT-Dienstleisters Mainova betrieben werden.
Neben dem Verkauf von Papierfahrkarten werden über die neuen Automaten, entsprechend dem Status Quo, auch elektronische Tickets (eTickets) auf Basis des VDV-KA-Standards und nach den Vorgaben des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) ausgegeben. Die Ausgabe von eTickets erfolgt zum einen im Rahmen eines Verkaufsvorganges und zum anderen über die Aktionslisten. Es werden sowohl klassische Zeitkarten (Jahr-Monat-Woche) für alle Fahrgäste, als auch nachweis-pflichtige Produkten mit vorangestellter automatisierter Prüfung eines Berechtigungsnachweises als eTicket ausgegeben. Das Automatensystem muss in diesem Zusammenhang alle erforderlichen Funktionen eines elektronischen Fahrgeldmanagementsystems (EFM) entsprechend dem VDV-KA-Standard mitbringen und die dafür notwendigen Anwendungsfälle unterstützen. Bei der Projektumsetzung ist sowohl das derzeitige VDV-KA-Releases 1.3.0, als auch die Umstellung auf das VDV-KA-Release 3.x.x, sowie ein mehrjähriger Parallelbetrieb der beiden Versionen zu berücksichtigen.
Die Bedienerführung an den Ticketautomaten erfolgt über ein Touchscreen-Display und verbundeinheitliche Bedienermasken unter Berücksichtigung der Vorgaben des RMV. Änderungen, Anpassungen und Optimierungen werden in einer separaten Arbeitsgruppe zusammen mit dem RMV, der traffiQ und ggf. weiteren Verbundpartnern gemeinsam abgestimmt und möglichst auf alle Ticketautomaten im Verbundraum zeitgleich ausgerollt. Im Rahmen der bestehenden Freiheitsgrade sollen bei den neuen Ticketautomaten die Bestseller (am meisten verkaufte Tickets) der VGF möglichst schnell und einfach nach dem Prinzip „one click – tap – and go“ verkauft werden können.
Darüber hinaus sollen als funktionelle Erweiterungen an den neuen sTA ein fahrplanauskunftsbasierter Verkauf von Tickets inkl. Fahrplanauskunft in Echtzeit, eine Vereinfachung des Verkaufsvorgangs durch schnelle und einfache Wiederkauf-möglichkeit, sowie Funktionserweiterungen zur Verbesserung der Barrierefreiheit eingeführt werden. Die an den heutigen Automaten bereits genutzte Einzahlungs-funktion zur Einzahlung von erhöhtem Beförderungsentgelt und von Prüfereinnahmen soll auch an den neuen sTA angeboten werden.
Die neuen sTA sollen mit den derzeitigen Bedienmasken in optimierter Version ausgerollt werden. Im Verlauf des Projektes soll ein grundlegendes Re-Design der Bedienermasken durchgeführt werden.
Die konkrete Ausgestaltung, insbesondere der neuen Funktionen, wird im Rahmen der Lastenhefterstellung zusammen mit den jeweiligen Fachbereichen und sofern notwendig mit dem RMV erarbeitet und festgelegt.
Die Ausschreibung beinhaltet neben den Ticketautomaten auch die Neubeschaffung des Vertriebshintergrundsystems. Als Hintergrundsystem wird derzeit neben dem zentralen Automatensystem auch ein proprietäres System (FABS) für den Kassendienst, die Technik und die Abrechnung eingesetzt. Die Weiternutzung des Systems ist im Rahmen der Anforderungsaufnahme zu untersuchen. Dabei ist zu betrachten, ob das bestehende System softwaretechnisch auf den Stand der Technik gebracht werden und von einem neuen HGS über eine entsprechende Daten-Schnittstelle bedient werden kann. Wird eine Weiternutzung ausgeschlossen, ist eine Entscheidung herbeizuführen, ob ein neues proprietäres System mit gleichen Prozessen und Abläufen ausgeschrieben wird oder ob zukünftig andere Prozesse und Abläufe zur Anwendung kommen sollen. Sofern neue Prozesse und Abläufe eingeführt werden sollen, sind diese im Verlauf des Projektes bei der Lastenhefterstellung zu beschreiben und als Anforderung bei der Ausschreibung mit aufzunehmen.
Im Hinblick auf den Import und die Weiterverarbeitung von Tarifdaten soll mit der neuen Automatengeneration auch erstmals ein Produkt- und Kontrollmodul nach VDV-KA-Standard eingesetzt werden. Der RMV als Produktverantwortlicher ist derzeit dabei ein Produkt- und Kontrollmodul zu entwickeln.
Aufgrund der sehr dynamischen Entwicklung des Fahrkartenverkaufs über die digitalen Vertriebskanäle, wie das RMV-Handyticket, ist die Ausschreibung der Ticketautomaten so zu gestalten, dass zum Zeitpunkt der Vergabe und während der Projektlaufzeit sowohl die Gesamtstückzahl als auch die Ausstattung an den aktuellen Bedarf angepasst werden können.
Darüber hinaus sollen die potenziellen Anbieter im Rahmen der Ausschreibung auch parallel ein Angebot über die Miete bzw. das Leasing der Ticketautomaten abgeben.
Bei der Entscheidung für eine Investition ist die Beschaffung des Automatensystems über einen Rahmenvertrag vorzusehen, um auf mögliche Stückzahlveränderungen während der Projektlaufzeit besser reagieren und bei Bedarf weitere Geräte ohne zusätzliche Ausschreibung zu festgelegten Konditionen über einen längeren Zeitraum beschaffen zu können.
Das anzuwendende Vergabeverfahren im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung ist mit unserem Bereich Einkauf abzustimmen.
Eine Förderung des Projektes steht nach derzeitigem Stand nicht in Aussicht. Zum Gesamtprojekt „Beschaffung von stationären Ticketautomaten“ wurde im Mai 2021 bei Hessen Mobil ein Förderantrag eingereicht. Hessen Mobil hat uns nach eingehender Prüfung der grundsätzlichen Förderwürdigkeit mitgeteilt, dass Ticketautomaten Teil des Vertriebs sind und daher nach dem Mobilitätsfördergesetz nicht förderfähig sind. Ergeben sich im laufenden Projekt andere Möglichkeiten einer Förderung, wird bei hinreichender Erfolgsaussicht ein entsprechender Förderantrag erstellt.
Parallel zu dieser Ausschreibung soll in einem separaten Verfahren auch die für den bargeldlosen Zahlungsverkehr benötigte Dienstleistung eines Payment-Service-Providers (PSP) ausgeschrieben werden. Die beiden Ausschreibungen sind so miteinander zu synchronisieren, dass zum Rollout der ersten neuen Ticketautomaten die Dienstleistungen eines Netzbetreibers zur Verfügung stehen.
Die Gesamtabwicklung des Projekts erfolgt in deutscher Sprache, sämtlicher Schriftverkehr, Angebote oder Unterlagen sind in deutscher Sprache auszuführen.
Die VGF sucht für dieses Projekt ein qualifiziertes Beratungsunternehmen, welches mit dem erforderlichen Know-how und den ausreichenden Ressourcen das Projekt begleitet und während der Projektlaufzeit das Gelingen des Projektes maßgeblich fachlich unterstützt.