Beschreibung der Beschaffung
Neben den aktuellen hohen Pflegeprävalenzen ist auch in Zukunft jährlich ein zunehmender Anteil - bezogen auf die Gesamtbevölkerung - der Pflegebedürftigen zu erwarten. Damit Pflegebedürftige ggf. länger in der eigenen Häuslichkeit bei relativ guter Lebensqualität versorgt werden und die Progression von Gesundheitsproblemen und Pflegebedarfen hinausgezögert werden, gewinnen gesundheitsförderliche Angebote über einen langen Zeitraum weiter an Bedeutung. Einerseits kann damit dem Fachkräftemangel in der Pflege begegnet werden, da sich Pflegebedarfe möglichst gleichbleibend (bei zunehmender Anzahl an Prävalenzen) entwickeln, andererseits kann auch dem Interesse der Pflegebedürftigen selbst gerecht werden möglichst lange im eigenen Zuhause leben zu können.
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80 Prozent der aktuell Pflegebedürftigen werden ambulant durch An- und Zugehörige und/oder Pflegedienste betreut und versorgt. 60 Prozent davon erhalten ausschließlich Pflegegeld und nehmen keine professionelle pflegerische Unterstützung, und in geringem Umfang Entlastungsleistungen in Anspruch. Folglich besteht ein großer Anteil an Pflegebedürftigen und pflegenden An- und Zugehörigen, welche ohne reguläre oder zeitweise pro-fessionelle Unterstützung die Versorgung organisiert, koordiniert und selbstständig durchführt.
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Eine Bestandsaufnahme von zielgruppenspezifischen präventiven und gesundheitsförderlichen Bedarfen, Potenzialen und Interventionsmaßnahmen des GKV-Spitzenverbandes hat ergeben, dass mindestens die Hälfte der Pflegebedürftigen und ihre An- und Zugehörigen derzeit nicht zu gesundheitsförderlichen Verhalten und Maßnahmen beraten werden. Falls eine Beratung erfolgt, werden die Empfehlungen nicht umgesetzt.
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Die Krankenkassen haben die Möglichkeit, nach §§ 20, 20a SGB V Leistungen zur Prävention und Gesundheitsförderung für ältere Menschen, welche pflegebedürftig sind und zu Hause oder durch ambulante Pflegedienste versorgt werden, in der Kommune zu erbringen. Diese sollen insbesondere die gesundheitlichen Chancen der pflegebedürftigen Menschen in dieser Lebenswelt verbessern. Ein großer Teil der Pflegebedürftigen hat ein Potenzial, mit gesundheitsförderlichen Angeboten erreicht zu werden und ihre gesundheits- und pflegebezogene Lebensqualität, sowie eine weitestgehend selbstständige Lebensführung zu erhalten.
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Präventions- und gesundheitsförderliche Potenziale sollen in dieser wichtigen und stetig wachsenden Zielgruppe genutzt werden. Aufgrund langjähriger, guter Erfahrungen in der kommunalen Gesundheitsförderung und in der (stationären) Pflege beabsichtigt die AOK Rheinland/Hamburg, Bereich Marketing-Prävention, gesundheitsförderliche Strukturen und Angebote für ambulant versorgte Pflegebedürftige zu schaffen bzw. zu erweitern. Diese sollen bestmöglich wohnortnah, niedrigschwellig und in die Sorge- und Netzwerkstruktur im sozialen Nahraum eingebettet sein.
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Handlungsleitend dabei ist, dass unterschiedliche (krankheitsbezogene, soziale, kontextuelle sowie psychosoziale) Faktoren einen Einfluss auf die Gesundheit und die Entstehung bzw. den Verlauf einer Pflegebedürftigkeit haben. Die Leistungen sollen nach dem Leitfaden Prävention des GKV-Spitzenverbandes, im Sin-ne des lebensweltbezogenen Gesundheitsförderungsprozesses und unter Einbezug der Förder- und Ausschlusskriterien erfolgen.
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Auf Basis guter wissenschaftlicher Praxis, abgesicherter Erkenntnisse und Methoden soll eine Konzeptionierung und Projektierung von nachhaltigen Präventions- und Gesundheitsförderungsmaßnahmen für ältere Pflegebedürftige der Pflegegrade 1 - 3 im ambulanten Setting durch den Auftragnehmer erstellt werden. Die Beschreibung der Inhalte der jeweiligen Prozessschritte und der Präventionsziele sind entsprechend des Leitfadens Prävention ausgestaltet. Es wird eine nachweisbare dauerhafte gesundheitsförderliche Verhältnis- und Verhaltensveränderung unter Stärkung der Kompetenzen und Ressourcen der Zielgruppe(n) angestrebt.
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Der Auftragnehmer erstellt unter Berücksichtigung bestehender Sorge- und Netzwerkstrukturen und unter Einbezug der Zielgruppen in ausgewählten Pilotregionen im Rheinland konkrete und praxisnahe Interventionen mit dem Fokus auf folgende Ziele:
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- Stärkung von gesundheitsfördernder Lebensweise und schützender Ressourcen un-ter Berücksichtigung des konkreten Bedarfs an Gesundheitsförderung und Prävention sowie der individuellen Präferenzen, Wertvorstellungen und Lebensumstände
- Erhalt und Erhöhung gesundheits- und pflegebezogener Lebensqualität
- Hinauszögern oder Vermeidung der Progression von (bestehenden) Gesundheitsproblemen und Pflegebedürftigkeit
- Erhaltung der körperlichen und kognitiven Funktionsfähigkeit
- Erhalt und Erhöhung der sozialen Teilhabe sowie der Verringerung von Einsamkeit
- Erhaltung der Selbst- und Mitverantwortung für Gesundheit
- Verlängerung des Verbleibs in der Häuslichkeit
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Projektleitung
Der/die Auftragnehmer stellt/stellen eine Projektleitung zur Verfügung. Diese fungiert einerseits als Ansprechpartner für den Auftraggeber und schließt eine Berichterstattung ein. Näheres ist in den Vergabeunterlagen geregelt. Andererseits koordiniert sie die vereinbarten Leistungen innerhalb einer Bietergemeinschaft, sowie den bestehenden Netzwerkpartnern in den Pilotregionen im Sinne des Projekterfolgs.