Forschungsprojekt zu ideologisch linksradikalen, gewaltaffinen Strömungen unter Jugendlichen in konfliktverdichteten sozialen Räumen im Bundesprogramm "Initiative Demokratie stärken"
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat im Rahmen seiner Zuständigkeiten für politische Bildung im Jugendbereich in 2010 seine Aktivitäten im Bereich der Extremismusprävention auf die Felder Linksextremismus und islamistischen Extremismus ausgeweitet und diese unter dem Bundesprogramm "Initiative Demokratie stärken" gebündelt.
Die Initiative setzt vorrangig im präventiv-pädagogischen, integrativen und bildungsorientierten Bereich an.
Die Ursachen von Linksextremismus und islamistischen Extremismus bei Jugendlichen und jungen Menschen sind in Deutschland bislang wenig erforscht. Das Bundesfamilienministerium will hier Abhilfe schaffen.
a) durch Beiträge zur Verbesserung der pädagogischen Praxis in Form von modellhaften Präventionskonzepten;
b) durch Schaffung der dafür notwendigen wissenschaftlichen Grundlagen.
Ziel des Programms "Initiative Demokratie stärken" ist es darüber hinaus, die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den Phänomenen des Linksextremismus und des islamistischen Extremismus anzuregen.
Im Rahmen der Zielsetzungen des Programms "Initiative Demokratie stärken" ist Gegenstand der Ausschreibung ein qualitatives Forschungsprojekt, das Einblicke in Ursachen und Bedingungskonstellationen ermöglichen soll, aus denen heraus sich Jugendliche in Richtung linksradikaler, gewaltbejahender Ideologien radikalisieren, sich linksradikalen, gewaltaffinen Gruppierungen anschließen und/oder entsprechende Straftaten verüben. Dabei konzentriert sich die Perspektive auf autonome Ideologien und Szenen bzw. deren Um- und Vorfeld, da diese derzeit die unter Jugendlichen attraktivste Strömung im linksradikalen Spektrum darstellen. Diese Szenen zeichnen sich durch einen im Vergleich zu "klassischen" linksradikalen Gruppierungen geringen Organisationsgrad, eine ausgeprägte Aktions- und Eventorientierung sowie einen starken Lebensweltbezug aus und bergen daher spezifische Attraktivitätsmomente für Jugendliche.
Ausgangspunkt des Forschungsvorhabens sollen konfliktverdichtete soziale Räume sein:
a) deren Konfliktthemen anschlussfähig an linksradikale, gewaltbejahende Diskurse sind, und;
b) in denen sich Jugendliche zu diesen Konfliktthemen positionieren bzw. engagieren.
Zu diesen Konfliktthemen bzw. – anlässen gehören beispielsweise Gentrifizierungsprozesse im städtischen Raum oder die Präsenz rechtsextremer (Jugend)Szenen.
Angesichts nur sehr begrenzt vorliegender wissenschaftlicher Erkenntnisse soll bewusst eine offene Forschungsperspektive angelegt werden, um unterschiedlichste Einflussfaktoren in den Blick nehmen zu können.
Das Erkenntnisinteresse zielt auf die Wahrnehmungen, Interpretationen und Verarbeitungsweisen solcher Konfliktkonstellationen durch die jugendlichen Akteure, aber auch auf ihre handlungsleitenden Erfahrungen und Motive.
Denkbar sind:
a) sozialräumlich orientierte Analyseperspektiven, mit denen Antworten auf folgende Fragen gewonnen werden sollen: Wie werden diese Konflikte und ihre Verhandlung im sozialen Raum von Jugendlichen wahrgenommen? Wie positionieren sich Jugendliche dazu? In welchen Formen beziehen sie sich handelnd darauf?;
b) Untersuchungsperspektiven, die stärker auf individuelle Hintergründe und subjektive Motivlagen fokussieren, wie z.B. mittels biografischer Interviews. Ein solches Vorgehen setzt allerdings das Vorhandensein einer schon klar definierbaren bzw. präziser räumlich zu verortenden jugendlichen Akteursgruppe voraus;
c) die Kombinationen dieser Perspektiven, z.B. eine Sozialraumanalyse, mittels derer jugendliche Interviewpartner/innen identifiziert werden, um mit ihnen in einer zweiten Untersuchungsphase biografische Interviews zu führen.
Voraussetzungen:
Bewerber/innen sind aufgefordert, ein schlüssiges methodisches Konzept vorzulegen, mit dem die gewählte Untersuchungsperspektive begründet wird, und darüber hinaus zu erläutern, wie der Feldzugang zu jugendlichen Akteuren erfolgen soll.
Um sowohl Zugang zu männlichen als auch zu weiblichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu erhalten, sollten für die Erhebung sowohl weibliche als auch männliche, also mindestens 2 Forschende eingesetzt werden.
Deadline
Die Frist für den Eingang der Angebote war 2011-09-02.
Die Ausschreibung wurde veröffentlicht am 2011-08-03.
Wer?
Wie?
Wo?
Geschichte der Beschaffung
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Dokument |
2011-08-03
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Auftragsbekanntmachung
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2011-09-21
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Ergänzende Angaben
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