1 Forschungsauftrag

Bundesministerium der Finanzen

Thema: fe 10/13 „Deutsch-französische Wissenschaftskooperation für mehr Wettbewerbsfähigkeit und Konvergenz in der Eurozone“
Die deutsch-französische Zusammenarbeit ist ein wichtiger Impulsgeber für Fortschritte bei der europäischen Integration. Angesichts der aktuellen Herausforderungen im Bereich der Wirtschafts- und Finanzpolitik haben die beiden Finanzministerien anlässlich des 25jährigen Jubiläums des Deutsch-Französischen Finanz- und Wirtschaftsrates am 7.5.2013 in Berlin beschlossen, „die Zusammenarbeit über den laufenden politischen Austausch hinaus auszudehnen und die wissenschaftliche Kooperation zu fördern. Eine Zusammenarbeit in unterschiedlichen Wissenschaftsfeldern kann helfen, die mitunter unterschiedlichen Herangehensweisen an wirtschaftliche, rechtliche und institutionelle Herausforderungen in unseren Ländern zu überwinden. Diese Kooperation soll es Frankreich und Deutschland dank dem Verbinden unserer Ansätze und dem Durchführen von gemeinsamen Arbeiten ermöglichen, neue Impulse zum Fortschritt der europäischen Integration zu geben.“
Die beiden Minister wollen daher eine konkrete deutsch-französische Forschungskooperation ins Leben rufen. In einer ersten Stufe sollen die beiden Ministerien im Herbst/Winter 2013-2014 je zwei Kolloquien ausrichten, bei denen aktuelle wirtschafts- und finanzpolitische Herausforderungen aus wissenschaftlicher Sicht unter ökonomischen, rechtlichen, politikwissenschaftlichen und soziologischen Blickwinkeln analysiert werden.
Als Ergebnis der vier Veranstaltungen sollen vier konkrete Forschungsthemen zu relevanten Fragestellungen identifiziert werden. Lösungsansätze für diese Fragestellungen sollen in einer vertieften Zusammenarbeit wissenschaftlich erarbeitet werden und dann als Grundlage für eine Weiterentwicklung der nationalen und europäischen Politiken dienen. Die Minister beabsichtigen, diese Forschungsarbeiten in Form von gemeinsam eingerichteten Kooperationen zwischen deutschen und französischen Forschungseinrichtungen für einen mehrjährigen Zeitraum auf den Weg zu bringen.
Die Kernidee des Projektes ist „Solidarität und Solidität“: Deutschland und Frankreich erarbeiten gemeinsam erfolgreiche und innovative Ansatzpunkte zur Unterstützung der notwendigen Reformen und der globalen Wettbewerbsfähigkeit der Eurozone und der Europäischen Union, unter besonderer Beachtung des gesellschaftlichen Wandels in Folge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise und der demografischen Entwicklung. Ziel ist, sowohl nationale Reformen anzustoßen als auch gemeinsame politische Initiativen auf europäischer Ebene voran zu bringen und somit zur Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion beizutragen. Dabei geht es auch darum, unterschiedliche politische und ökonomische Sichtweisen zwischen Deutschen und Franzosen zu analysieren und Ansatzpunkte zu ihrer Überwindung aufzuzeigen.
Die Kolloquien sollen vor diesem Hintergrund nachfolgende vier Themenbereiche analysieren und daraus mögliche konkrete Forschungsprojekte identifizieren:
I. In Deutschland vorgesehene Kolloquien:
A. Rechtsordnung und Institutionen
Mögliche Fragestellungen:
— Wachstums- und wettbewerbsfördernde Einkommens- und Unternehmensbesteuerung,
— Bekämpfung von Steuerhinterziehung, Steuervermeidung und -verlagerung,
— Anforderungen an ein europäisches barrierefreies Unternehmens- und Zivilrecht,
— Institutionelle und politische Rahmenbedingungen für eine wettbewerbsfähige europäische Wirtschafts- und Währungsunion.
B. Innovation und globale Wettbewerbsfähigkeit
Mögliche Fragestellungen:
— Förderung der Innovationsfähigkeit und der Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittelständischer Unternehmen,
— Zusammenspiel von nachhaltiger Haushaltspolitik und dauerhaftem Wirtschaftswachstum,
— Europäische Technologieentwicklung, Energieeffizienz und -sicherheit.
II. In Frankreich vorgesehene Kolloquien
C. Soziale Sicherungssysteme und demografische Entwicklung
Mögliche Fragestellungen werden vom frz. Projektpartner festgelegt, eine Abstimmung der Auftragnehmer beider Seiten sollte erfolgen.
D. Arbeitsmärkte
Mögliche Fragestellungen werden vom frz. Projektpartner festgelegt, eine Abstimmung der Auftragnehmer beider Seiten sollte erfolgen.
Das Projekt hat zwei Bestandteile:
1) Kolloquien
Im Herbst/Winter 2013-2014 sollen in deutscher Verantwortung zwei eintägige Forschungskolloquien in Berlin durchgeführt werden. Wissenschaftler aus Deutschland und Frankreich diskutieren gemeinsam mit Experten und Regierungsvertretern anhand der oben skizzierten zwei Themenbereiche aus ökonomischen, rechtlichen, politikwissenschaftlichen und soziologischen Forschungsbereichen mögliche Fragestellungen einer vertieften Forschungskooperation.( Zwei weitere Kolloquien werden mit der gleichen Zielsetzung von Frankreich durchgeführt werden, diese sind nicht Gegenstand dieser Ausschreibung.)
Ergebnis dieser Kolloquien soll die Identifikation von spezifischen Forschungsprojekten und Fragestellungen mit ihren ökonomischen, rechtlichen, politikwissenschaftlichen und soziologischen Aspekten sein, in denen eine wissenschaftliche Zusammenarbeit deutsch-französischer Experten als besonders sinnvoll und zielführend für die Weiterentwicklung der Europäischen Union und der Eurozone erscheint.
Die Ergebnisse der Kolloquien werden dem Deutsch-Französischen Finanz- und Wirtschaftsrat vorgelegt.
Die konkrete Themenfestsetzung und die Auswahl der Referenten haben in enger Abstimmung mit dem Auftraggeber zu erfolgen.
Der Auftragnehmer soll die Veranstaltung in enger Abstimmung mit dem BMF konzeptionell, inhaltlich und organisatorisch vorbereiten, durchführen und nachbereiten. Dies umfasst insbesondere folgende Aufgaben:
— Festlegung der konkreten zu diskutierenden Fragestellungen (im Rahmen der oben dargestellten zwei Themenbereiche) und der allgemeinen Veranstaltungskonzeption,
— Veranstaltungsorganisation (inkl. Terminfindung, Buchung des Veranstaltungsorts, Catering bzw. Restaurantauswahl; Hotelreservierung),
— Ansprache der Referenten und Teilnehmer sowie Terminkoordination im Vorfeld,
— Anmeldemanagement und Unterstützung der Referenten bei der Reisebuchung,
— Vorbereitung der Veranstaltung durch Anfordern/Einholen und den anschließenden Versand von Thesenpapieren der Vortragenden etc.,
— Allgemeine Organisation und Durchführung der Veranstaltung vor Ort,
— Abwicklung der Reisekostenerstattungen für die Referenten,
— Allgemeine Finanzabrechnung der Veranstaltung,
— Teilnahme an den französischen Kolloquien.
Darüber hinaus sind die Ergebnisse der Veranstaltung vom Auftragnehmer in einer Dokumentation mit einem Umfang von etwa acht bis zwölf Seiten in deutscher und französischer Sprache oder in englischer Sprache aufzubereiten. Neben einer Zusammenfassung der wichtigsten Thesen jedes Referenten sowie der wesentlichen Erkenntnisse und ggf. Kontroversen der Diskussionen soll die Dokumentation auch eine Bewertung der Ergebnisse aus wissenschaftlicher Sicht enthalten und Vorschläge für konkrete vertiefende Forschungsprojekte enthalten.
Für die deutschen Veranstaltungen sind je rund 50 Teilnehmer zu kalkulieren. Dabei sollen möglichst gleich viele deutsche und französische Wissenschaftler sowie deutsche und französische Regierungsvertreter eingeladen werden. Je nach Themenstellung kann es sich anbieten, Experten auch aus anderen europäischen Ländern bzw. Vertreter der EU-Institutionen anzusprechen.
Organisation und Durchführung der Kolloquien erfolgen vollständig durch den Auftragnehmer. Sämtliche anfallenden Kosten werden durch den Auftragnehmer übernommen (einschließlich Reisekosten der Referenten).
Die Veranstaltungen sollen in Berlin stattfinden.
2) Machbarkeitsstudie
Als Ergebnis der deutschen und französischen Kolloquien sollen Vorschläge zu vier Forschungsprojekten entwickelt werden, in denen deutsche und französische Wissenschaftler über einen mehrjährigen Zeitraum miteinander forschen und gemeinsame Ergebnisse entwickeln.
Diese Forschungskooperationen sollen eine mittelfristig verbindliche institutionelle deutsch-französische Partnerschaft darstellen, die auch öffentlich sichtbar wird.
Neben wissenschaftlichen Studien sollen im Rahmen dieser Wissenschaftspartnerschaften auch deutsch-französische Forschungskolloquien unter Beteiligung von Experten und Regierungsvertretern durchgeführt werden.
Für das entsprechende follw up der beiden deutschen Kolloquien ist vom Auftragnehmer eine Machbarkeitsstudie anzufertigen, die sowohl bestehende, ähnlich aufgestellte Institutionen bzw. Projekte und deren Profil analysiert, als auch einen differenzierten Vorschlag für die Gründung dieser spezifischen deutsch-französischen Wissenschaftspartnerschaften entwickelt (zeitlicher, finanzieller und personeller Aufwand, Chancen und Risiken, mögliche Kooperationspartner). Die Ergebnisse der französischen Kolloquien sind mit zu berücksichtigen. Die in der Machbarkeitsstudie enthaltenen Vorschläge sollten die französischen Gepflogenheiten im Wissenschafts- und Forschungssektor explizit berücksichtigen, z. B. durch eine enge Abstimmung mit einem französischen Partner. Etwaige unterschiedliche Gepflogenheiten zwischen beiden Ländern sind zu kennzeichnen.
Die Studie soll einen Umfang von 40-60 Seiten haben und in deutscher und französischer Sprache oder in englischer Sprache vorgelegt werden. Vier Wochen nach dem ersten deut¬schen Kolloquium wird ein Zwischenbericht vorgelegt. Auf dieser Basis wird mit dem Auftraggeber die genaue Konzeption für die Machbarkeitsstudie abgestimmt und die Bandbreite möglicher Handlungsalternativen festgelegt.
Die Erfahrungen aus der Organisation der Kolloquien (z.B. Teilnahmebereitschaft der deutschen und französischen Wissenschaftler) sowie deren Ergebnisse (Themen mit politischer Relevanz und Umsetzbarkeit) sollen in die Machbarkeitsstudie einfließen.
Hinweis zur Eignung im Sinne des Vergaberechts: Der Auftragnehmer muss über fachliche Expertise und ein Kontaktnetzwerk in den oben genannten Themenfeldern sowie belastbare Kontakte zu geeigneten Projektpartnern/Wissenschaftlern in Deutschland und Frankreich verfügen.

Deadline
Die Frist für den Eingang der Angebote war 2013-09-04. Die Ausschreibung wurde veröffentlicht am 2013-08-07.

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Wo?

Geschichte der Beschaffung
Datum Dokument
2013-08-07 Auftragsbekanntmachung
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