Einführung des betrieblichen Lohntestverfahrens Logib-D, 2. Phase

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Frauen verdienen in Deutschland im Durchschnitt rund 22 % weniger als Männer. Die Gründe für die Verdienstunterschiede von Frau und Mann sind insbesondere:
1. Die horizontale und vertikale Segregation des Arbeitsmarktes ist weiterhin Realität. So fehlen Frauen in bestimmten Berufen, Branchen und auf den höheren Stufen der Karriereleiter nach wie vor.
2. Frauen unterbrechen familienbedingt häufiger und länger als Männer ihre Erwerbstätigkeit und reduzieren anschließend deutlich häufiger ihren Beschäftigungsumfang.
3. Typische „Frauenberufe“ werden schlechter bezahlt als Berufe, die traditionell vor allem von Männern ausgeübt werden.
Um das in der aktuellen Koalitionsvereinbarung vereinbarte Ziel, die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt, speziell die Verringerung bzw. Schließung der Entgeltlücke zwischen Frau und Mann, mit Nachdruck zu verfolgen, hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Oktober 2009 das Lohntestverfahren „Lohngleichheit im Betrieb – Deutschland“ (Logib-D) ins Leben gerufen. Bei dem Verfahren handelt es sich um ein Instrument für die betriebliche Praxis, mit dem Arbeitgeber und Personalverantwortliche schnell und anonym die Entgeltstruktur in ihrem Unternehmen analysieren können. Das Verfahren geht auf das schweizerische Lohntestverfahren Logib zurück, das als erste, standardisierte Bestandsaufnahme aufzeigt(e), an welcher Stelle vertiefter Analyse- und ggf. auch Handlungsbedarf in Unternehmen besteht.
Logib-D ermöglicht es, verschiedene Einflussfaktoren und Ursachen des Lohnunterschiedes zu analysieren. Dazu wird ein Entgelttest – basierend auf der Methode einer statistischen Regressionsanalyse – durchgeführt. Diese Methode liefert ein Ergebnis, das die Entgeltlücke um die in der Berechnung verwendeten Merkmale bereinigt. Somit wird der prozentuale Entgeltunterschied zwischen Frauen und Männern berechnet, der sich bei gleicher Zahl an Ausbildungs- und Dienstjahren, gleicher (potenzieller) Berufserfahrung sowie zusätzlich bei gleichem Anforderungsniveau und gleicher beruflicher Stellung ergeben würde. Logib-D wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bereitgestellt und das Webtool steht Unternehmen als freiwilliges Download-Angebot zur Verfügung.
Neben dem Ergebnis der Regressionsanalyse werden zahlreiche deskriptive Statistiken für die genannten Kriterien in einem Ergebnisbericht präsentiert. Damit stellt Logib-D den anwendenden Unternehmen nicht nur neuartige Informationen zur Entgeltstruktur bereit. Es gibt auch Auskunft über geschlechtsspezifische Entgeltdifferenzen und über die Verteilung von Männern und Frauen im Betrieb über Altersgruppen, Qualifikationsniveaus usw. Da die Auswertungen auch für einzelne Niederlassungen, Betriebsteile und Standorte berechnet werden können und sich die Ergebnisse einzelner Jahre vergleichen lassen, bestehen vielfältige Auswertungsmöglichkeiten. Unternehmen erhalten dadurch konkrete Ansatzpunkte, wie ein ggf. bestehender Entgeltunterschied verringert werden kann.
Zusätzlich wurden 200 standardisierte Beratungspakete angeboten, um die teilnehmenden Unternehmen bei der Nutzung des Lohntestverfahrens zu unterstützen. Über ein Online-Bewerbungsformular konnten sich die Unternehmen um eine kostenlose Vergütungsberatung zu Logib-D bis Ende 2013 bewerben. Das Beratungspaket umfasste insbesondere die Unterstützung der Auswertungen mit Logib-D durch eine Unternehmensberatung. Diese Vergütungsberatung stellte weitere detaillierte Auswertungen und Ergebnisse bereit, die über das Informationsangebot von Logib-D hinausgingen.
Weitere Informationen zu Logib-D finden sich unter http://www.logib-D.de
Grundsätzlich wurde Logib-D beratungsgestützt eingeführt um folgende Ziele zu erreichen:
— Logib-D soll die Problematik der betrieblichen Entgeltunterschiede zwischen Männern und Frauen in der Wirtschaft transportieren, um die Entscheidungsträger im Betrieb (Personalmanager, Geschäftsführer und Betriebsräte) zu sensibilisieren;
— Der Bekanntheitsgrad im Kreis der Personalverantwortlichen des Instruments soll erhöht werden, um die Reichweite der Anwendung über das Internet mit oder ohne Beratung zu vergrößern;
— Hilfestellung und Bereitstellung von Daten, Fakten und Hinweisen für betriebliche Änderungs- und Denkprozesse hin zu einem geschlechterorientierten und lebensphasenorientierten Personalmanagement (und Leitbild);
— faktische Umsetzung derartiger Änderungsprozesse, die mittel- bis langfristig auch positiv auf die Reduzierung der betrieblichen Lohnlücke Auswirkungen haben.
Die Weiterführung von Logib-D im Rahmen des Projektes Logib-D II“ in Deutschland soll dazu beitragen,
— die Reichweite der betrieblichen Nutzer bei Logib-D zu erweitern,
— die Einführung des Personalmanagementinstruments Logib-D zu verstetigen,
— und sie so auf ein vom Ministerium unabhängiges Instrument vorzubereiten.
— Schließlich sollen perspektivisch erste Schritte vorbereitet werden, um das Thema Entgeltgleichheit mit Hilfe von Logib-D II und den Erfahrungen aus der beratungsgestützten Einführung von Logib-D in ein gleichstellungsorientiertes Personalmanagementkonzept einzubauen. Dadurch soll langfristig eine breitere Akzeptanz und Anwendbarkeit der deutschen Wirtschaft für diese Thematik gewährleistet werden.
Im Ergebnis soll die 2. Phase von Logib-D das Verfahren aus den bisher gemachten Erfahrungen optimieren und somit die Effizienz des Verfahrens steigern. Diese zweite Phase des Projektes Logib-D ist ein politischer Schwerpunkt des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend.
Aus den beschriebenen Themenkomplexen ergeben sich drei Leistungsmodule, die jedoch nicht vollständig voneinander getrennt werden können.
Modul 1: Projektsteuerung:
— Regelmäßige Besprechungen mit Auftraggebern und laufende Koordinierungsarbeiten mit der Auftraggeberin (Beiratstermine, Texte, etc.);
— Schnittstellenmanagement zwischen allen Beteiligten (Auftraggeberin, teilnehmenden Unternehmen, Interessierten, Verbänden, Beirat, Webtool u. Website etc.);
— Bei Bedarf: Vorbereitung und Durchführung der Gremiensitzungen im BMFSFJ (Beirat max. 2 mal pro Jahr; inkl. Catering über Hauscaterer im BMFSFJ);
— Erstellung von regelmäßigen Berichten für Auftraggeberin (im Quartal mit kurzem Aufriss über Tätigkeiten, Sachkosten und Arbeitseinsatz);
— Erarbeitung eines angemessenen Konzepts zur Vermarktung von Logib-D:
— Konzeptionierung und Umsetzung von Flyern, Broschüren, Anzeigen, Plakaten, Internettexten, Newsletter etc. einschließlich der Kosten dafür (Pauschale),
— Kontakte zu Medien, Wirtschafts- und Personalmanagerverbänden, etc. zur Vermarktung von Logib-D;
— laufende Erarbeitung/Sammlung von Best-Practise-Beispielen zum Abbau der betrieblichen Lohnlücke aus der Wirtschaft (für Pool auf Webseite);
— Wissenschaftliche Begleitung und Präsentation von Logib-D auf Messen, Informationsveranstaltungen für die Wirtschaft und die Politik;
— Durchführung einer jährlichen Benchmarking-Studie als Unternehmensbefragung (insb. mit der neuen Anwendergruppe – der KMU);
— Unterstützung der Auftraggeberin bei der inhaltlichen Weiterentwicklung von Logib zu einem Gleichstellungs-Audit/Zertifikat.
Modul 2: Webtool Logib-D
— Betreuung und Bereitstellung des Webtools (Excel-Tool soll lediglich zur Verfügung gestellt werden) zu Logib-D und Webseite www.logib-d.de sowie neue Medien:
— Kontaktstelle bei Fragen zum Tool;
— laufende Aktualisierungen auf Webseite (Testimonials, Avisierung von Veranstaltungen, etc.);
— Präsenz auf neuen Medien etablieren (network)
— Einhaltung der Barrierefreiheit (Vorgaben der BITV - Prüfung gemäß BIK - http://www.bik-online.info/)
— Regelmäßige Updates und Optimierungen des Webtools im Rahmen der Anforderungen des BMFSFJ;
— Erweiterung um neue/ weitere Funktionen, insbes. Best practice-Austausch
— Erweiterung des Webtools zur Erhöhung der Reichweite
— Das Webtool sollte so erweitert werden, dass auch kleine und mittelgroße Betriebe (unter 50 Mitarbeitern) an Logib-D teilnehmen können;
— Anleitungen auf der Webseite zur Nutzung des Webtools für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU);
— Niedrigschwellige Unterstützung der KMU durch Erläuterungen und Erklärungen der Ergebnisse (gegen anteilige und angemessene Kostenbeteiligung: telefonisch, Online-Tutorien/Webinare, Workshops mit mehreren KMU o.ä.).
Modul 3: Netzwerke und Erfahrungszirkel:
— Fortführung, Intensivierung und Ausbau des Netzwerks um Logib-D:
— Kontaktstelle für interessierte Unternehmen und neue Ansprache und Vermarktung von Logib-D für KMU;
— Organisation und Durchführung der Erfahrungszirkel (Einmal jährlich inkl. inkl. Catering über Hauscaterer im BMFSFJ) und Labelverleihungen im BMFSFJ;
— Verwaltung der vergebenen Label und Nutzungsbegrenzung des Labels für die Außendarstellung auf 2 Jahre;
— Koordinierung und Teilnahme an Messeauftritten und Teilnahme an anderen Veranstaltungen (Kongressen, Arbeitgebertag, DIHK für KMU etc. inkl. Standkosten und dessen Betreuung, Anzahl sollte angegeben werden, Pauschale), die als Öffentlichkeitsarbeit zur weiteren Bekanntmachung von Logib-D sinnvoll sind.

Deadline
Die Frist für den Eingang der Angebote war 2013-08-15. Die Ausschreibung wurde veröffentlicht am 2013-07-16.

Wer?

Wie?

Wo?

Geschichte der Beschaffung
Datum Dokument
2013-07-16 Auftragsbekanntmachung
2013-11-04 Ergänzende Angaben