Beschreibung der Beschaffung
Im Rahmen des Forschungsvorhabens soll das bestehende Vergütungssystem für urheberrechtlich geschützte Inhalte in den unterschiedlichen Bereichen der Kreativwirtschaft in den Blick genommen und hierbei analysiert werden, ob derzeit dem Prinzip der angemessenen Vergütung insbesondere bei Verwertungen in Streaming-Modellen und im Rahmen der Plattform-Ökonomie Rechnung getragen wird:
- Film / Fernsehen (z.B. On-Demand-Plattformen, Mediatheken)
- Wort und Bild (z.B. Podcast-Angebote, Social Media - Plattformen, Stockfoto-Dienste)
- Text / Presse (Online-Verwertungen)
- Text / Wissenschaft (z.B. Online-Datenbanken, Open-Access - Angebote)
- Text / Belletristik (z.B. E-Books, Hörbücher)
- Games (Online-Spiele)
Das Musikstreaming soll hier nicht untersucht werden, da die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien bereits eine Untersuchung zu bestehenden und alternativen Vergütungsmodellen im diesem Bereich fördert.
Die Studie soll für diese Teilmärkte der Kulturwirtschaft in Deutschland zunächst typische Verwertungsmodelle und relevante Märkte darstellen.
Sie soll weiter eine Typologie der relevanten Akteure definieren. So könnten für den Bereich Film/Serien/Fernsehen z.B. Kreative, Produzenten, Verwertungsgesellschaften, Sender, Streaming-Dienste und andere mehr dazu gehören. Erforderlich sind ggfls. weitere Differenzierungen, z.B. nach Größe, Marktmacht, Unabhängigkeit, Nationalität, Beteiligung internationaler Gesellschaften (z.B. Studios, Private Equity) oder nach dem Zugang zu Meta- und Nutzungsdaten. Dabei soll auch auf die Interessen der Akteure und etwaige Kooperationen eingegangen werden.
Auf Grundlage dieser Typologie sollen sodann - vorzugweise ergänzt durch Visualisierungen - die rechtlichen Beziehungen (vertragliche Beziehungen, insbesondere Einräumung von Verwertungsrechten, sowie etwaige gesetzliche Nutzungserlaubnisse) und die hierauf beruhenden Zahlungsströme zwischen den jeweils beteiligten Akteuren in den typischen Verwertungsmodellen dargestellt werden. Soweit verfügbar, sind quantitative Angaben hinzuzufügen (Umsätze, prozentuale Beteiligungen an Vergütungen etc.). Hierbei ist insbesondere zwischen Lizenzentgelten und Vergütungen für gesetzlich erlaubte Nutzungen zu differenzieren.
Auf der Basis der gewonnenen Erkenntnisse soll untersucht werden, ob dem Prinzip der angemessenen Vergütung Rechnung getragen wird, welche Hindernisse dem ggf. entgegenstehen sowie ob und ggf. inwieweit gesetzliche und außergesetzliche Handlungsoptionen für eine Reform oder alternative Strukturierung des Vergütungssystems bestehen, um dem Prinzip der angemessenen Vergütung Geltung zu verleihen. Inwieweit bedarf es einer Verbesserung der Transparenz hinsichtlich der Nutzung von Inhalten und der damit erzielten Erlöse durch die Verwerter? Schwerpunkt der Untersuchung sollen hierbei Optionen des deutschen Gesetzgebers im Rahmen des geltenden unionsrechtlichen Rechtsrahmens unter Berücksichtigung der Rechtsprechung des EuGH sein. Vor dem Hintergrund einer längerfristigen Perspektive können ergänzend auch Vorschläge für Reformen auf europäischer Ebene unterbreitet werden.
Die Studie kann sich hierbei auf Material stützen, das in Form von wissenschaftlichen Untersuchungen, Analysen staatlicher und zwischenstaatlicher Stellen, Stellungnahmen von Stakeholdern, Geschäftsberichten etc. vorliegt bzw. über die Einbeziehung von Stakeholdern im Rahmen der Studie noch eingebracht werden kann.
Einbezogen werden sollen, soweit einschlägig, insbesondere auch Dokumente der Organe der Europäischen Union (Europäische Kommission, Europäisches Parlament, Rat, z.B. auch die durchgeführte Bestandsaufnahme der französischen Ratspräsidentschaft), Untersuchungen nationaler Regierungen und Parlamente (insbesondere im Vereinigten Königreich und in Frankreich), des Europarates (Europäische Audiovisuelle Informationsstelle) sowie Analysen aus den USA oder seitens der Weltorganisation für Geistiges Eigentum in Genf (WIPO). Selbstverständlich bedarf es jeweils der kritischen Analyse des Materials und der Prüfung, inwieweit Erkenntnisse aus anderen Kontexten auf die spezifischen deutschen Marktbedingungen übertragen werden können. Ergänzende empirische Erhebungen zu Teilbereichen sind dort wünschenswert, wo entsprechendes Datenmaterial nicht verfügbar ist.
Im Rahmen des Forschungsvorhabens soll zudem das Vergütungssystem für gesetzlich erlaubte Nutzungen im Urheberrecht einschließlich seiner unionsrechtlichen Grundlagen interdisziplinär (rechtlich, ökonomisch, tatsächlich) untersucht und dargestellt werden. Hierbei sind Sach- und Rechtsfragen zu beantworten, die soweit ersichtlich in Literatur und Rechtsprechung bislang nur unzureichend aufgearbeitet worden sind.
Einzelheiten sind den Vergabeunterlagen zu entnehmen.